Das Drama um Adolf Sauerland hat ein Ende.
Deutschlands unbeliebtester Oberbürgermeister wurde von seiner
eigenen Bevölkerung gestürzt. Die Duisburger können stolz auf eine
erfolgreiche Bürgerbewegung sein, der es darum ging, Ehre und Ansehen
ihrer Stadt wiederherzustellen. Nach dem Desaster der Loveparade
hatte ihr Oberbürgermeister bereits sein Amt moralisch verloren. Zu
keinem Zeitpunkt hat er den Opfern und Angehörigen wirklichen Respekt
erwiesen. Dem Entsetzen und der Trauer, die Duisburg bis heute in
seinem Lebensgefühl erschüttert hat, konnte er kein Gesicht geben.
Peinlich und würdelos war stattdessen, wie er sich an sein Amt
klammerte. In einer Stadt, die es oft schwerer hat als andere, deren
Menschen aber immer auf Ehrlichkeit Wert gelegt haben, konnte das
Theater um den Oberbürgermeister nicht ohne Reaktion bleiben. Das
einzigartige Abwahlverfahren wurde in ganz Deutschland beachtet.
Neben „Stuttgart 21“ war die Initiative zur Abwahl Adolf Sauerlands
eine der größten kommunalen Protestbewegungen des Landes. Im
Vergleich mit Stuttgart ging es nicht um Fehlplanungen, sondern um
das Fehlverhalten eines Politikers. Für viele Menschen war das
persönliche Versagen von Adolf Sauerland symptomatisch für eine
Politikerkaste, die Macht über Moral setzt. Auch deshalb ist seine
Abwahl ein wichtiges Zeichen: Mündige Bürger wehren sich gegen das
Versagen ihrer Repräsentanten. Dass sie Adolf Sauerland nun förmlich
aus dem Amt gejagt haben, ist keine politische, sondern eine
moralische Entscheidung. Die Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe
und die peinliche Rolle des Oberbürgermeisters hat in den Medien zu
einer Stigmatisierung der Stadt geführt, die ihre Bürger nicht
verdient hatten. Eigentlich bietet Duisburg viele positive Themen:
den größten Binnenhafen der Welt, der sich zum modernen
Logistikzentrum unseres Landes entwickelt hat, eine reiche
Kulturlandschaft und exzellente Ergebnisse in Forschung und
Technologie. Diese Themen gehören nun auf die Agenda und in den Fokus
der Öffentlichkeit. Ob Duisburg den Neuanfang schafft, hängt auch von
den Parteien ab. Nur wenn aus dem moralischen Debakel eines Einzelnen
kein Drama ohne Ende wird und keine Partei die Abwahl als politischen
Sieg ausschlachtet, kann die Stadt alle Kraft auf die Gestaltung der
Zukunft setzen.
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