Die Posse um die Nachbesetzung des höchsten
Amts im Staate nimmt skurrile Züge an. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat
mit seinen Volten als Ein-Mann-Findungskommission den besten
Sozialdemokraten für das Amt, Außenminister Frank-Walter Steinmeier,
desavouiert. Erst ließ Gabriel den Präsidenten des
Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, fragen, dann traf er
sich mit Schriftsteller Navid Kermani und ließ schließlich vorfühlen,
ob die wegen einer Alkoholfahrt aus dem Amt gepurzelte
Ex-Landesbischöfin Margot Käßmann Interesse hätte. Es hagelte
Absagen. Amateurhaft. Und plötzlich tut Gabriel so, als sei für ihn
Steinmeier immer die erste Wahl gewesen. Der wird sich bedanken. Und
Kanzlerin Angela Merkel, die mit Horst Köhler und Christian Wulff
eine unglückliche Präsidenten-Bilanz vorweist (Joachim Gauck musste
ihr aufgezwungen werden), traut sich nicht, einen starken Mann aus
den eigenen Reihen ins Rennen zu schicken. Dabei stünden ihr mit
Wolfgang Schäuble (und vielleicht Norbert Lammert) Persönlichkeiten
zur Verfügung, die auch in anderen Parteien Anhänger haben. Warum
stellen Union und SPD nicht einfach ihre besten Kandidaten zur
Abstimmung? Ohne Gekungel. Wettbewerb tut auch der Bundesversammlung
gut. Möge der Bessere gewinnen.
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