Rheinische Post: Kommentar: Grenzeüberschritten

Von einem Pfarrer, einem guten zumal, erwartet
man, dass er zu seiner Gemeinde ein Vertrauensverhältnis hat. Gerade
auch zu den jungen Gemeindemitgliedern, denn ein Pfarrer hat täglich
Kontakt zu Kommunionkindern, Firmlingen und Messdienern. Es ist gut,
wenn Priester dabei moderne Wege gehen. Denn es ist egal, ob die
Worte der Seelsorge in Stein gemeißelt oder per Whatsapp ihren
Adressaten erreichen. Die Grenzen einer solchen Kommunikation sind
fließend. Wenn ein Pfarrer aber mit einem Jugendlichen über
anderthalb Jahre fast ununterbrochen manchmal hundertmal am Tag
chattet und dabei intimste Dinge austauscht, dann ist diese Grenze –
wo immer sie verlaufen mag – überschritten. Dafür trägt der Pfarrer
die Verantwortung, nicht der Jugendliche. Wenn eine solche Grenze
verletzt wird, dann muss die Kirche ehrlich kommunizieren und alles
unternehmen, damit sich ein solcher Fehler nicht wiederholt, statt
den Pfarrer unter dem Vorwand eines Burn-outs verschwinden zu lassen.
Von einer Kirche muss man mehr erwarten dürfen.

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