Rheinische Post: Vage Hoffnung in Nahost = Von Helmut Michelis

Neun von zehn Israelis sind gegen die
Freilassung palästinensischer Häftlinge als Grundlage für neue
Friedensverhandlungen in Nahost – für sie sind es hassenswerte
Mörder. Das umreißt das Problem: Zu tief sind die Wunden auf beiden
Seiten, zu groß ist das gegenseitige Misstrauen, als dass man an
erfolgreiche Gespräche glauben möchte. Israels Regierung verhält sich
zudem widersprüchlich: Die Entlassung der Attentäter ist zwar ein
klares Signal, dass Bereitschaft zum Verhandeln besteht. Zugleich
aber wurden neue Siedlungsbauten in den besetzten Gebieten
angekündigt, was die Palästinenser gerade jetzt als Affront empfinden
müssen. Ein dauerhafter Friede in Nahost ist zurzeit ein bloßer
Wunschtraum. Auf beiden Seiten gibt es Hardliner, die am Dialog gar
nicht interessiert sind. Auch für Israels Premier Benjamin Netanjahu
stand immer die Sicherheit des eigenen Staates im Vordergrund, für
ihn nur mit geschwächten Palästinensern erreichbar. Die
Beharrlichkeit der Amerikaner, die trotzdem Verhandlungen
durchgesetzt haben, ist beeindruckend. Das könnte ein echter
Hoffnungsschimmer sein.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621