Tierschützer wehren sich gegen Skandalurteil

Ihr Entsetzen über ein Urteil des Landgerichts
Heilbronn im Putenprozess von Ilshofen machten Tierschützer auf einer
Pressekonferenz der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz deutlich. „Ist
die Gesellschaft so gnadenlos herzlos im Umgang mit fühlenden Tieren
geworden, dass man derart mit ihren Helfern umgeht?“, sagte Dr.
Eisenhart von Loeper, 1. Vorsitzender der Erna-Graff-Stiftung in
Stuttgart. Das Landgericht hatte im Mai 2017 drei Angeklagte des
Hausfriedensbruchs schuldig gesprochen und erklärte, dass die
Massentierhaltung gesellschaftlich akzeptiert sei und daher das
Tierschutzgesetz in diesem Bereich nicht gelte. „Das Urteil macht
mich tief betroffen und ich setze darauf, dass wir rechtsstaatlich zu
einer Wende für Mensch und Tier gelangen können. Daher unterstützt
die Erna-Graff-Stiftung einen der drei Angeklagten, Jonathan
Steinhauser, der vor dem Oberlandesgericht Stuttgart in Revision
geht.“

Der Angeklagte Steinhauser machte deutlich, dass er es mit seinem
Gewissen nicht vereinbaren konnte, über die tierschutzwidrigen
Zustände in der Putenmastanlage zu wissen, aber nicht tätig zu
werden. Über sein Urteil war er entsetzt. „Mit diesem Urteil besagt
das Gericht, dass es egal ist, wie grausam die Zustände in einer Mast
sind, es wäre immer gerechtfertigt“, meinte Steinhauser. Sein
Verteidiger Hans-Georg Kluge ergänzte: „Solch Behauptungen hat noch
kein Gericht in der Nachkriegszeit aufgestellt. Im Gegenteil, das
Heilbronner Urteil verstößt sogar gegen höherrangige
Bundesrechtsprechung.“

Für Bestürzung sorgte die erstmalige öffentliche Vorführung von
Videomaterial aus der betroffenen Mast aus Ilshofen. Der Leipziger
Tierarzt Jens Hübel kommentierte die gezeigten Sequenzen und
attestierte für Massentierhaltung typische Erscheinungen:
Schnabelamputationen, Kannibalismus unter den Puten, Federpicken,
gravierende Verletzungen wie unversorgte, offene Brüche und gefüllte
Kadavertonnen.

Deutliche Worte fand auch Dr. Hans-Friedrich Willimzik, Tierarzt
und stellvertretender Sprecher der Landestierschutzbeauftragten: „Die
Bilder zeigen eindeutig, dass sich Tiere über einen längeren Zeitraum
gequält haben. Ich sehe hier ein Versagen der Politik, aber auch ein
Versagen, der Gesellschaft.“, sagte Willimzik.

Tierschützer blicken nun mit Spannung auf den anstehenden
Revisionsprozess vor dem Oberlandesgericht Stuttgart. „Wir hoffen,
dass das krasse Fehlurteil aus Heilbronn korrigiert und dem Wohle der
Tiere Beachtung geschenkt wird.“, so Dr. Eisenhart von Loeper.
„Notfalls ist die Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz auch bereit, den
Angeklagten bis zum Bundesverfassungsgericht zu unterstützen.“

Pressekontakt:
Sonja Wende
Tel. 030 – 852 49 53 oder 0173 ? 91 866 31
E-Mail: wende@erna-graff-stiftung.de

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