Mitten im Leben beschleicht einen manchmal dieses
Gefühl: Was ist, wenn man nun todkrank wäre? Im Kopfkino spielt sich
blanker Horror ab. Sich der Krankheit zu stellen, ist das Mut? Oder
ist es Mut zu sagen: Das will ich nicht. Ich will den Gift-Cocktail.
Todespille, Todesspritze – das ist, egal, was nun verhandelt wird,
nicht erlaubt. Ob das gut ist? Man sollte diese Frage stellen dürfen.
Denn abseits der Politik gibt es genug Verzweifelte, die bei
Sterbehilfe-Organisationen einen Ausweg suchen oder sich daheim die
Plastiktüte über den Kopf stülpen. Aus Angst vor Schmerzen, vor dem
Verlust der Würde. Doch darüber gehen Experten gerne hinweg. Jüngst
haben uns Leser geschrieben. Junge wie alte, kranke wie gesunde – sie
suchten Adressen von Sterbehelfern. Dass es Palliativmedizin gibt,
eine Medizin also, die einen sanften Tod verspricht? Sie hatten noch
nicht davon gehört, und wenn – dann glaubten sie das einfach nicht.
Es besteht also reichlich Informationsbedarf. Ärzte müssen mehr mit
ihren Patienten sprechen – auch über den Tod. Wer weiß, dass es
genügend Morphium gibt, dass alles gegen Schmerzen getan wird, ruft
vielleicht seltener nach dem Gift-Cocktail.
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