Die Grünen müssen sich auf eine zähe Debatte um die
Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl einstellen. Daran ändert die
Empfehlung hin zur Zweierlösung nichts. Eine Doppelspitze mit Jürgen
Trittin und Claudia Roth wird vielen Realos in der Partei kaum
vermittelbar sein. Doch nach wie vor ist unklar, wen sie ins Rennen
schicken könnten. Cem Özdemir hat schon aus gutem Grund signalisiert,
dass er wohl nicht will. Gegen Trittin dürfte er schlechte Karten
haben. Renate Künast ist seit der Berlin-Wahl geschwächt. Doch
jenseits der beiden ist kein namhafter Reformer in Sicht. So ist der
Realoflügel in einer vertrackten Situation. Wenn er niemanden
aufstellt, schwächt er sich selbst. Dasselbe passiert, wenn Künast
doch antritt und in der Urwahl, die unkalkulierbar ist, gegen Roth
verliert. Doch mit einem linken Doppel laufen die Grünen Gefahr,
Wähler zu vergraulen. Zur Wahrung des innerparteilichen Friedens und
aus Mangel an Alternativen wäre es sinnvoll, wenn Trittin und Künast
noch einmal wie 2009 gemeinsam antreten würden. Roth würde ihrer
Partei einige Konflikte ersparen, wenn sie sich um die
Spitzenkandidatur nicht bewerben würde.
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