WAZ: Kameras sollen abschrecken – Kommentar von Dietmar Seher

Jeder Londoner läuft 300-mal am Tag an einer
öffentlich installierten Kamera vorbei. Die britische Metropole ist
die Welthauptstadt der Videoüberwachung. Beschweren sich die
Londoner? Ja. Darüber, dass die Polizei die Aufzeichnungen zu selten
zur Verfolgung von Delikten nutzt. Deutschland ist dabei, den Abstand
zum britischen Spitzenreiter zu verkürzen. Allein die Bahn AG hat
16.000 Kameras in ihre Züge eingebaut. 600 Bahnhöfe sind
ausgestattet. Bis 2019 will der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr nun alle
S- und Regionalbahnen mit Überwachungskameras sichern. Das muss nicht
heißen, dass bei steigender Brutalität gegen Bahnkunden, die in
München und Berlin bereits Todesopfer gefordert hat, mehr
Tatverdächtige erwischt werden. Der Einbau rechnet sich vor allem,
wenn potenzielle Täter bereits im Vorfeld abgeschreckt werden können.
Nötig sind aber Regeln, die alle kennen. Für den Datenschutz. Für die
Finanzierung. Für die effektive Nutzung. Das Drama um die fehlenden
Bilder der Bombenbastler vom Bonner Hauptbahnhof war nur peinlich.

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