WAZ: Kriminologe zur Amokfahrt in Bottrop und Essen: „Es brodelt in den Leuten“

Der Kriminologe Hans-Dieter Schwind sieht eine
Ursache von Amokfahrten wie in der Silvesternacht in Bottrop und
Essen mit acht Verletzten in einem wachsenden Bedrohungsgefühl durch
die Zuwanderung. „Es brodelt in den Leuten, und dann kommt es
plötzlich zum Ausbruch“, sagte Schwind der in Essen erscheinenden
Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Donnerstagsausgabe). „Das ist
eine gefährliche Entwicklung. Ich habe einen solchen Fall schon viel
früher erwartet“, sagte Schwind, der an der Ruhr-Uni Bochum und der
Uni Osnabrück lehrte. Solche Amokfahrten oder auch die Angriffe auf
Flüchtlingsunterkünfte der vergangenen Monate seien die extreme
Spitze einer allgemeinen Entwicklung, „und ich befürchte, dass sich
dies fortsetzt“, so Schwind. „Die Willkommenskultur ist am Ende“,
fügte er an.

Der Bielefelder Konflikt- und Gewaltforscher Andreas Zick sagte,
dass sich zunehmend Menschen aus der Mitte der Gesellschaft
radikalisierten, die zuvor keinen Bezug zu einer rechtsextremen
Ideologie hatten. „Der Essener Täter war mit Sicherheit zuvor im
Internet unterwegs und hat sich anstecken lassen von einer Bewegung,
die meint, das Land werde überfremdet und die Politik habe die
Kontrolle verloren“, sagte Zick der WAZ. „Es gibt eine wachsende
Stimmung in der Bevölkerung, die von nationaler Identität spricht,
von Widerstand und von Kontrolle, die man wieder in die eigene Hand
nehmen müsse. Diese Selbstermächtigung der Bürger besorgt mich sehr.“

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