WAZ: Eine lokale Katastrophe – Kommentar von Tobias Blasius

Auch fünf Tage nach dem verheerenden
Pfingst-Unwetter prägen die akuten Nöte bei den Aufräumarbeiten die
Debatte. Die Einsatzkräfte in der Rhein-Ruhr-Region kommen kaum nach
bei der Beseitigung der Schäden. Die Bahn versucht mit 600
Mitarbeitern, den Schienenverkehr aus dem Chaos zu befreien. Die
Bundeswehr rückt gar mit Panzern an.

Es ist richtig, dass NRW-Umweltminister Remmel die Hilfe seiner
Fachleute anbietet und sich Gedanken über die Verwertung der
Holzmassen macht. Manch einer seiner im Alltagstrott abgetauchten
Kabinettskollegen täte ebenfalls gut daran, die Verwüstungen im
Rhein-Ruhr-Gebiet endlich als das anzunehmen, was sie sind: eine
lokale Katastrophe.

Wenn ein gewichtiger Teil Nordrhein-Westfalens einen zeitweiligen
Verkehrsinfarkt erleidet, Hunderttausende Pendler tagelang kaum zur
Arbeit kommen und in vielen Kommunen das Stadtbild unwiederbringlich
zerstört wird, darf man auch eine landespolitische Kraftanstrengung
erwarten. Sie erschöpft sich nicht im aufopferungsvollen Einsatz der
Landesbeamten von der Polizei. Wo sind die Hilfstöpfe des Landes, die
Sonderprogramme, die Wiederaufforstungsinitiativen?

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