WAZ: Gauck, der Krieg und die Pfarrer. Kommentar von Christian Kerl

Sie werden keine Freunde mehr, der Präsident und
seine Kritiker aus den Reihen der evangelischen Kirche. Zu tief ist
bei der Frage von Kriegseinsätzen der Graben, der den Ex-Pfarrer
Gauck vor allem von seinen früheren Weggefährten trennt. Hier das
Staatsoberhaupt, das sich sorgt, ob Deutschland seiner
internationalen Verantwortung gerecht wird – dort die Pazifisten, die
ihren im Kalten Krieg propagierten absoluten Gewaltverzicht auch
heute für die einzige Lösung halten. Es ist gut, dass sie die Debatte
öffentlich führen. Wenn das Land weiter davon profitieren soll, wäre
mehr Differenzierung hilfreich: Gauck sollte stärker deutlich machen,
dass mehr Verantwortung Deutschlands nur in Ausnahmefällen auch
Militäreinsatz bedeutet. Gaucks Fundamental-Kritiker aber müssen die
Frage beantworten, ob die Welt zuschauen soll, wenn wie in Ruanda in
wenigen Wochen Millionen Menschen abgeschlachtet werden.

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