„Bunte 111“ steht für ein integratives Gesamtkonzept
Gewobag-Vorstandsmitglied Snezana Michaelis: „Ich freue mich außerordentlich über die Auszeichnung unseres Gemeinschaftsprojekts in der Scharnweberstraße 111. Sie würdigt die engagierte Arbeit vieler Projektbeteiligter und bestätigt unseren integrativen Ansatz: Wir setzen ganz gezielt auf individuell angepasste und ganzheitliche Maßnahmen, um zwischenmenschliche Beziehungen und die gute Nachbarschaft in unseren Beständen zu stärken. Gelebte Vielfalt in Berlin hat viele Facetten: Das Projekt „Bunte 111″ unterstützt Roma-Familien erfolgreich, sich in ihr Lebensumfeld zu integrieren und sich so eine Zukunftsperspektive zu verschaffen. Die Bewohner packen mit an, auch Kunst wird zum Baustein für Integration.“
Das Haus Scharnweberstraße 111 im Berliner Bezirk Reinickendorf gehörte zu einem Portfolio, das die Gewobag 2013 übernahm. Die Gewobag fand dort katastrophale Zustände vor und erhebliche soziale Spannungen. Die Bewohner, größtenteils aus Rumänien stammende Roma-Familien, lebten auf engstem Raum illegal und ohne Mietvertrag. Die Gewobag entwickelte ein integratives Gesamtkonzept: Dazu gehörten die Instandsetzung des Wohnhauses, die Einrichtung eines Gemeinschaftsraumes, der Abschluss von Mietverträgen mit den Roma-Familien und eine künstlerische Gestaltung des Gebäudes sowie die Hofgestaltung – unter Beteiligung aller Bewohner des Hauses. Der Verein PHINOVE e.V. erhielt im Haus einen Beratungsraum. Im Herbst 2014 gestalteten die Kinder aus dem Haus mit Unterstützung internationaler Streetart-Künstler eine farbenfrohe Hausfassade. Die „Bunte 111“ war geboren. Das Kunstprojekt der Initiative URBAN NATION, einem Stiftungsprojekt der Berliner Leben, brachte unter der Leitung von Yasha Young Kunst zu den Mietern und damit ins ganze Quartier. Nach der Fassadengestaltung folgte ab April 2015 die Planung der Verschönerung der Höfe. Auch dafür wurde ein innovativer Weg beschritten: Studierende der Landschaftsplanung an der BTU Cottbus und Stadtplaner des Büros UrbanPlus entwickelten unter der Leitung von UrbanPlus in einem Workshop gemeinsam mit den Mietern, den Mitarbeitern von PHINOVE e.V., der Integrationsverwaltung und dem Bezirk eine Gestaltung, die ohne großen Arbeitsaufwand von den Mietern selbst gepflegt und in Ordnung gehalten wird. Sie wird im Sommer 2016 praktisch umgesetzt.
Das Ergebnis dieser unternehmens- und ressortübergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure ist überzeugend: Die Bewohner der Scharnweberstraße 111 identifizieren sich inzwischen mit der Immobilie. Kerstin Kirsch, Geschäftsführerin der Gewobag MB Mieterberatungsgesellschaft, hat das Projekt „Bunte 111“ verantwortet und erhielt für ihr innovatives Engagement im Juni 2015 die Auszeichnung „Kopf des Jahres“ des Fachmagazins „Immobilienwirtschaft“ in der Kategorie „Kreativität“.
Wettbewerbsthema 2016: „Netzwerk Nachbarschaft“
Seit dem Jahr 2000 würdigt der BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. mit seinem BBU-ZukunftsAward Projekte, die einen Beitrag zur Zukunftssicherung leisten. Der BBU-ZukunftsAward 2016 stand unter Schirmherrschaft von Dilek Kolat, Senatorin fur Arbeit, Integration und Frauen des Landes Berlin. Die Jury vergab in den Kategorien „Genossenschaften“ und „Gesellschaften“ insgesamt acht Preise und drei Anerkennungen. Was Wohnungsunternehmen speziell zur Starkung zwischenmenschlicher Netzwerke und zum guten Zusammenleben leisten, rückte der Preis in diesem Jahr in den Mittelpunkt. Hintergrund: Die Vernetzung in der digitalen Welt hat nicht zu mehr Miteinander der Menschen geführt. Die zunehmende Vereinzelung und Vereinsamung macht es umso wichtiger, dass Menschen personlich in Kontakt kommen. Als „Nachbarschaftsbranche“ kann die Wohnungswirtschaft dabei einen unverzichtbaren und vielschichtigen Beitrag leisten.