Stuttgarter Zeitung: Kommentar zur FDP: Lächerlicher Schwenk / FDP-Chef Christian Lindner will nun doch wieder regieren, ganz gleich in welcher Konstellation.

FDP-Chef Christian Lindner hat in letzter Zeit
viel erreicht. Er hat eine Partei, die 2013 achtkantig aus dem
Bundestag geflogen ist, mit neuem Profil, neuem Selbstbewusstsein und
neuem Kampfgeist ausgestattet und die Rückkehr ins Parlament
geschafft. Das ist aller Ehren wert. Nicht jeder hätte ihm das
zugetraut. Nun aber zeigt sich, dass der Überlebenskampf ganz andere
politische Tugenden erfordert als der parlamentarische Alltag. Nach
dem Wahlerfolg agiert Lindner erstaunlich orientierungslos. Erst
lässt er die Jamaika-Gespräche platzen, ohne der Öffentlichkeit –
aller schauspielerisch durchaus beeindruckenden Inszenierungen zum
Trotz – einen plausiblen Grund dafür liefern zu können. Nachdem er
dann wochenlang bemüht war, die Angst vor der Übernahme von
Regierungsverantwortung als Anwandlung liberaler Prinzipientreue zu
verkaufen, kommt nun eine weitere spektakuläre Lindner-Volte.
Plötzlich kann er sich das Regieren doch wieder vorstellen. Ganz
gleich in welcher Konstellation: Jamaika, Union, SPD – die FDP ist
wieder für alles offen. Aber Neuwahlen müsse es vorher geben – so
viel zur Prinzipientreue. Tatsächlich reagiert der Parteichef nur auf
die massive Kritik vor allem aus der Stammwählerschaft. Christian
Lindner will die FDP regierungsfähig halten, aber dieser Schwenk
wirkt nur lächerlich.

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