Allg. Zeitung Mainz: Quotenmänner! / Meike Hickmann zur Frauen in Parlamenten

Frauenquote bei den Brandenburger Landtagswahlen –
und schon schreien die Gegner „Verfassungsbruch!“ Ein erstes
Gutachten sieht die Freiheit der Wahl bedroht. Aber ist es eine freie
Wahl, wenn hauptsächlich Männer zur Wahl stehen? Wenn die Verfassung
da eine Regulierung verbietet, widerspricht sie sich selbst: Denn sie
schreibt die Gleichberechtigung von Frau und Mann vor. Und es reicht
nicht, nur auf Gesetze zu schauen: Die oft männerdominierte
Diskussionskultur in der Politik gibt Frauen zu wenige Chancen.
Durchsetzungsvermögen, Ehrgeiz und Machtwille sind Eigenschaften, die
bei Frauen immer noch als negativ gelten. Oder wurde jemals ein
männlicher Politiker gefragt, wie er Kinder und Karriere unter einen
Hut bringt? Gab es einen Bundeskanzler, der spöttisch „Vati“ genannt
wurde? Und welcher amerikanische Präsidentschaftskandidat wurde als
ungeeignet befunden, weil er „zu unnahbar und zu wenig empathisch“
sei – wie es Hillary Clinton passiert ist? Stattdessen müssen sich
Politikerinnen anhören: „Reg dich nicht so auf, das steht dir nicht.“
Am besten noch der Schulterklopfer dazu. Solche Strukturen müssen
durchbrochen werden. Es wird von Frauen erwartet, sich durchzusetzen,
aber sie werden systematisch zum Gegenteil sozialisiert. Wenn wir
keine gesetzliche Frauenquote in der Politik brauchen würden, müssten
wir nicht darüber diskutieren. Dann wäre Parität eine
Selbstverständlichkeit und Frauen hätten wirklich die gleichen
Chancen. Und den Vorwurf von „Quotenfrauen“ kann echt niemand mehr
hören. Schließlich gibt es dann auch „Quotenmänner“. Hat davor
vielleicht jemand Angst?

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