Haars FDP-Chef Dr. Peter Siemsen, der die Online-Diskussion moderierte, legte dabei häufig auch selbst den Finger in die Wunde. „Aktuell jagen sich Einrichtungen und Kommunen das Fachpersonal gegenseitig ab“, beschrieb er den aktuellen Erziehermangel. Das Thema Kinderbetreuung müsse von der Landespolitik endlich ernsthaft angegangen werden, erklärte Katharina Diem. „Springer-Konzepte sichern weder die Qualität noch die notwendige Kapazität in der Kinderbetreuung, sondern verschieben lediglich die Kosten in Richtung der Kommunen und Eltern“, kritisierte sie das aktuelle Agieren der bayerischen Staatsregierung. Bayern müsse dringend in die Ausbildung und Gewinnung neuer Fachkräfte investieren, um nicht beim Thema Ganztagsbetreuung Schlusslicht zu bleiben. Gabriela Berg forderte mehr Wertschätzung für Pflegeberufe. Pflegekräfte dürften nicht weiter als Kostenfaktor behandelt werden. „Sie sind diejenigen, die da sind, wenn andere Menschen sie brauchen. Pflegekräfte arbeiten direkt mit den Patientinnen und Patienten“, sagte Berg, die selbst als Berufsbetreuerin tätig ist. Auf die Frage mehrerer Teilnehmer nach den Aufgaben des Bezirkstags antwortete sie: „Wir verantworten nicht nur ambulante und stationäre Pflege sowie psychiatrische Grundversorgung, sondern erhalten und fördern auch die regionale Kultur und Identität.“
Beim Thema Brenner-Nordzulauf herrschte Einigkeit, dass bei der geplanten Streckenführung Grafing – München die Umsetzung von Lärmschutz nach Neubaustandard und die Nichtbeeinträchtigung des ÖPNV Berücksichtigung finden müsse. Digitalisierung und kreislauffähiges Bauen bezeichneten beide Kandidatinnen als wichtige Zukunftsthemen für Bezirk und Land. Sorgen, dass hierdurch Wohnraum weiter verteuert werden könnte, verneinte Berg. „Wenn wir es richtig angehen, sparen wir durch kreislauffähiges Bauen nicht nur CO2 sondern auch Kosten ein“, antwortete sie auf eine konkrete Nachfrage. Siemsen verwies dabei auf das in Haar geplante „Circular DINO“ als wichtige Anfassprobe für kreislauffähiges Bauen. Der Neubau des gemeindlichen Jugendzentrums soll in einem bundesweit einzigartigen Modellprojekt stattfinden, in dem Planung, Realisierung und späterer Betrieb nach dem „Cradle-to-Cradle-Prinzip“ erfolgen.
„Wir haben aus der heutigen Diskussion einiges mitgenommen“, bedankten sich Diem und Berg am Ende des Forums bei den Gästen. Haars FDP-Chef wünschte beiden viel Erfolg für ihren Einzug in den Land- und Bezirkstag, um die Themen in Angriff zu nehmen.