Verbraucherzentrale erhält Konkurrenz: Bundesverbraucherhilfe setzt sich für Verbraucherrechte ein

Die Interessensvertretung für Verbraucherinnen und Verbraucher nimmt in Deutschland Fahrt auf: Durch das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern ist 2021, fast unentdeckt, die Bundesverbraucherhilfe entstanden. Heute, fast zwei Jahre nach ihrer Gründung, läuft die unabhängige Arbeit des neuen Vereins auf Hochtouren. Wir haben bei Ricardo Dietl, Präsident der Bundesverbraucherhilfe, einmal nachgefragt:

Redaktion: Für viele ist die Verbraucherzentrale >der< Verbraucherschutzverein in Deutschland. Wie kommt es, dass die Bundesverbraucherhilfe gegründet wurde? Ricardo Dietl: Wir haben uns als Verbraucherinnen und Verbraucher zusammengetan und entschieden, dass wir über die Politik, die über und mit uns gemacht wird, aktiv und direkt mitbestimmen wollen. Deshalb brauchte es einen Verbraucherschutzverein, der unabhängig und ohne Einflüsse großer Player nach oben kommt. Redaktion: Sind wir denn schon oben angekommen? Ricardo Dietl: Zugegeben, in einer Zeit, in der Geld die Welt regiert, ist es zunehmend schwer, unabhängig und nicht durch große Player finanziert nach oben zu kommen. Dennoch haben wir sehr gute Ergebnisse in kürzester Zeit erzielen können: Ob es unser Gesetzesvorschlag zur Reform der Notfallversorgung oder die jetzt in Planung stehende Bundesbauordnung ist. Wir gestalten aktiv mit und meckern nicht nur vor der politischen Haustür. Redaktion: Was ist die Aufgabe der Bundesverbraucherhilfe? Ricardo Dietl: Wir vertreten die Interessen. Sehr wichtig sind für uns deshalb Gremien und Teams, in denen wir unsere Arbeit vertiefen können. In unserem Verein kommen jeden Tag weitere tolle Menschen zusammen, die einen Ort der Hoffnung und Zuversicht schaffen, weil sie an Gesetzen arbeiten, weil sie sich am Diskurs beteiligen und weil sie ihre Expertise einbringen. Das stärkt nicht zuletzt auch das Demokratiebewusstsein von vielen. Redaktion: Was ist das Besondere an der Bundesverbraucherhilfe? Ricardo Dietl: Unser Ansatz der Problemidentifikation beginnt immer in einem sehr frühen Stadium. Demnach ist es für uns wichtig, gute Arbeitsbedingungen in Deutschland zu fordern und zu unterstützen, um Fair Trade-Produkte aus Deutschland zu erhalten. Gleichzeitig möchten wir aber auch den internationalen Wettbewerb nicht unterschätzen und deshalb auch im europäischen Raum die Bedingungen am Arbeitsmarkt analysieren und einbinden. Und hier spreche ich nur vom Aspekt der Arbeit an sich. Wir haben noch viele weitere Schnittmengen mit Verbraucherschutz, wie die Aufklärungsarbeit, Optimierung von Bildungsangeboten in Schulen und vieles mehr. Das Besondere ist, würde ich sagen, unsere Vielfalt und unser unbedingter Wille, Verbraucherschutz zu einem lebbaren Teil in das Leben vieler Menschen zu integrieren. Redaktion: Was ist derzeit geplant? Ricardo Dietl: Die Frage ist, was nicht geplant ist. Das oberste Ziel ist, unsere Reichweite zu verbessern, weil wir so mit noch mehr Menschen zusammenarbeiten und noch mehr bewegen können. Natürlich darf man dabei auch nie die Aspekte vergessen, die uns als Verbraucherschutzorganisation einzigartig machen. So haben wir ein sehr aktuelles Projekt gestartet, indem wir Unternehmen dabei helfen, verbraucherfreundlich aufgestellt zu sein und sich somit selbst vor Abmahnungen zu schützen. Das ist eine so noch nie dagewesene Herangehensweise von Verbraucherschützern und zeigt, wie ernst es uns um die Transformation des Verbraucherschutzes ist. Redaktion: Was finden Sie besonders spannend an der Bundesverbraucherhilfe? Ricardo Dietl: Besonders schön und spannend ist der immer wieder offen gehaltene und wertschätzende Umgang miteinander. Wir alle arbeiten an derselben Mission, nämlich Verbraucherschutz attraktiver zu gestalten. Und das spüre ich, wenn andere mit Passion ihre Themen vorstellen und Stück für Stück Erfolge verzeichnen. Redaktion: Was sind denn Erfolge? Ricardo Dietl: Ein Erfolg kann für uns als Verein sein, dass das, was wir vorschlagen, in einem Gesetz verankert wird und dass wir dazu beitragen, Verbraucherinnen und Verbraucher in Gesetzen angemessen zu berücksichtigen. Das tut die Politik natürlich schon in mancher Hinsicht vorbildlich. Dennoch besteht noch sehr viel Luft nach oben, die mit uns ein Stück weit dünner wird. Redaktion: Was ist Ihr Fazit nach fast zwei Jahren Bundesverbraucherhilfe? Ricardo Dietl: Wir haben schon viel erreicht, haben aber auch noch sehr viel zu tun.