Beherrschendes Thema war erwartungsgemäß die aktuelle Abstimmung zur Lockerung der Schuldenbremse. Ob das nicht eigentlich Wahlbetrug von Friedrich Merz sei, warf eine Teilnehmerin in die Runde ein. Haars FDP-Chef und Stadtrat Dr. Peter Siemsen entschärfte hier: „Wählertäuschung ja, Wahlbetrug nein.“ Schließlich gab es keinen Eingriff in den ordnungsgemäßen Ablauf der Bundestagswahl. Allerdings hätte Merz die Wählerinnen und Wähler bis zur Wahl darüber im Unklaren gelassen, wie weit er für seine Kanzlerschaft bereit ist, vom zentralen Wahlversprechen abzurücken. Die Aushebelung der Schuldenbremse und ein Milliarden-Schuldenpaket mit einem abgewählten Bundestag eilig auf den Weg zu bringen, empfand die Mehrheit der Stammtischteilnehmer als hochgradig irritierend. Alle teilten die Sorge, dass die Mittel nicht ausreichend in wichtige Infrastruktur fließen werden und der Wille zu dringend notwendigen Reformen vollends zum Erliegen kommt. „Wer von uns bekäme von seiner Bank ein großes Darlehen, ohne den konkreten Verwendungszweck benennen zu können“, bemängelte ein Teilnehmer die mangelnde Transparenz.
„Ich kann Merz und weiten Teilen der CDU/CSU nicht mehr vertrauen“, machte eine Teilnehmerin ihrer Enttäuschung Luft. „Fast noch schlimmer als die gigantische Neuverschuldung ist tatsächlich der erlittene Glaubwürdigkeitsverlust von Herrn Merz“, wies Siemsen auf die notwendige Wirksamkeit der zukünftigen Regierung hin. Angesichts der aktuellen geo- und wirtschaftspolitischen Herausforderungen brauche Deutschland mehr denn je einen Kanzler, dem die Menschen vertrauen. Ob Friedrich Merz diesen Anspruch erfüllen wird, konnte am Stammtisch, der bis spät in den Abend dauerte, nicht geklärt werden. Eines allerdings wurde klar: Den Menschen den Raum zu geben, Dinge einmal offen aussprechen zu können, ist ein wichtiger Teil der Wertschätzung, der manche Kontroverse aushält, ohne dass daraus emotionale Kämpfe entstehen. Oder wie es ein Teilnehmer am Ende des Stammtischs zufrieden ausdrückte: „Hier kam man zu Wort!“