Auch fünf Tage nach dem Erdbeben konnten noch immer nicht alle Dörfer der betroffenen Provinzen Kunar und Nangarhar erreicht werden. Schwere Nachbeben, wie in der vergangenen Nacht, verschärfen die Situation zusätzlich. Trotzdem machen sich tagtäglich Helferteams teils zu Fuß auf den Weg in die entlegenen Regionen.
Vor Ort treffen sie auf massive Zerstörung und verzweifelte Menschen. Zum Beispiel auf Nazim aus dem Dorf Mijgandul in der Provinz Kunar. Nazim hat bei dem Beben drei ihrer Kinder verloren. Die beiden Mädchen und ein Junge im Alter von vier bis sieben Jahren waren am Abend quengelig, weil sie großen Hunger hatten. Nazim versprach, ihnen am nächsten Tag etwas zu essen zu besorgen. Die Familie schlief mit ihnen in dieser Nacht im Haus, obwohl sie zu dieser Jahreszeit sonst draußen schlafen. Eine fatale Entscheidung. „An ihrem letzten Lebensabend sind sie hungrig eingeschlafen,“ sagt Nazim verzweifelt.
Nazim geht es wie vielen anderen Menschen in den Dörfern. Sie arbeiten auf Feldern, die anderen gehören, und leben von der Hand in den Mund. Armutsbedingte Unterernährung ist ein massives Problem in Afghanistan, rund 30 Prozent der Bevölkerung leiden daran.
Unterernährte Menschen sind besonders anfällig für Krankheiten, Wundheilung und die Funktion des Immunsystems sind beeinträchtigt. Um den Verletzten und Kranken Menschen zu helfen, werden sich zwei mobile medizinische Teams, bestehend aus Ärzten, Krankenschwestern, Hebammen und Psychologen in den kommenden drei Monaten auf den Weg in verschiedene Dörfer machen. Die Teams, die von der Johanniter-Partnerorganisation „Organization of Human Welfare“ zusammengestellt werden, können täglich bis zu 200 Menschen behandeln. „Sie haben auch Medikamente bei sich und leisten psychosoziale Unterstützung. Schwerere Krankheitsfälle werden an die Kliniken in größeren Orten überwiesen“, so Sayed Mokhtar, Johanniter-Länderbüroleiter in Afghanistan.
Hintergrund
Ein Erdbeben der Stärke 6,0 erschütterte in der Nacht zum 1. September den Osten Afghanistans. In der Folge kam es zu schweren Nachbeben, wie in der Nacht vom 4. auf den 5. September. Die Region liegt im Hochgebirge und war bereits vor dem Beben durch Starkregen und Überschwemmungen von Erdrutschen betroffen. Durch das Beben sind viele Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten und nur zu Fuß oder durch die Luft erreichbar. In der Provinz Kunar sind einzelne Dörfer komplett zerstört worden. Offizielle Zahlen gehen von über 2200 Toten und mehr als 3600 Verletzten aus. 84.000 Menschen sind direkt von den Beben betroffen.
Die Johanniter in Afghanistan
Seit über 20 Jahren sind die Johanniter mit einem Büro in Kabul und 22 internationalen und nationalen Mitarbeitenden vertreten. Derzeit werden zwei Projekte in der Provinz Kabul und den beiden nördlichen Provinzen Faryab und Takhar zur Verbesserung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung durchgeführt. Auch nach den Erdbeben in Khost und Herat in den vergangenen Jahren hatten die Johanniter und ihre Partner Soforthilfe geleistet.
Spendenaufruf
Für die Soforthilfe der Menschen in Afghanistan sind die Johanniter dringend auf Spenden angewiesen.
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Stichwort: „Erdbeben Afghanistan“
IBAN: DE94 3702 0500 0433 0433 00 (Bank für Sozialwirtschaft)
Die Johanniter sind Gründungsmitglied bei „Aktion Deutschland Hilft“. Das Bündnis ruft ebenfalls zu Spenden für die Erdbebenbetroffenen auf:
Spenden-Stichwort: „Erdbeben Afghanistan “
IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30 (SozialBank)
Online spenden unter: www.Aktion-Deutschland-Hilft.de
Hinweis für Redaktionen:
Ruben Baudisch, Programmreferent für Afghanistan, und Sayed Mukhtar, Länderbüroleiter in Afghanistan, stehen für Interviews zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an die Pressestelle.
Pressekontakt:
Sandra Lorenz, Fachbereichsleiterin Kommunikation Auslandshilfe,
Tel.: 0172 / 563 87 40, sandra.lorenz@johanniter.de
Aktuelle Informationen auf www.johanniter-auslandshilfe.de
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