Schneller, höher, weiter – und vor allem immer
risikoreicher, das gilt längst nicht mehr nur für den Sport, sondern
auch für das Unterhaltungsfernsehen. Verspricht eine Steigerung des
Nervenkitzels doch gute Quoten – und die sind auch bei den
öffentlich-rechtlichen Programmen mittlerweile allein selig machend.
Wohin die Quotenjagd führt, war am Samstag bei „Wetten, dass . . .?“
zu sehen. Wettkandidat Samuel Koch liegt schwer verletzt im
Krankenhaus, weil er Autos, die auf ihn zufuhren, mittels Federbeinen
überspringen wollte. Am vierten Wagen scheiterte er, stürzte schwer.
Dass das ZDF die Sendung in diesem Moment abbrach, war richtig – und
ist zu loben. Ist es doch längst keine Selbstverständlichkeit mehr
angesichts von schweren Katastrophen und Unfällen, Sendungen,
Veranstaltungen und andere Bespaßungsmaßnahmen zu stoppen. Auch
Thomas Gottschalks selbstkritische Äußerung, dass man
„schlimmstenfalls nicht mit der gleichen Unbedarfheit weitermachen
könne“, weist in eine richtige Richtung. Aber warum eigentlich
schlimmstenfalls? Dem Unfall vom Samstag wohnt nicht schlimmsten-,
sondern bestenfalls die Chance inne, einmal grundsätzlich
innezuhalten und darüber nachzudenken, ob das Prinzip des immer
Risikoreicher das richtige Maß für die letzte große Familien-Show des
deutschen Fernsehens ist. Doch es geht nicht allein um die Zukunft
von Gottschalks Show. Es geht um ein öffentlich-rechtliches
Fernsehprogramm, das sich seit Jahren immer stärker vom Gedanken an
die Quote leiten lässt. Es ist an der Zeit, auszusteigen aus diesem
Wahn und ein neues Qualitätsprogramm zu begründen. Dann müssen auch
keine Normalbürger mehr ihr Leben riskieren für Wetten, die selbst
für professionelle Stuntmen eine Herausforderung sein dürften.
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