Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Schwarzgeld-Kompromiss

Als Finanzminister drohte Peer Steinbrück in
bitterem Spott mit dem Einsatz der Kavallerie und wurde im Gegenzug
als Nazi verunglimpft: In immer schrilleren Tönen haben Deutschland
und die Schweiz um die Schwarzgeld-Milliarden gestritten. Deshalb ist
es im Sinne einer guten Nachbarschaft zu begrüßen, dass endlich ein
Kompromiss gefunden wurde. Das Steuerabkommen gleicht allerdings
einem überreifen Schweizer Käse: Es hat viele Löcher, es stinkt – und
doch hat es beträchtlichen Nährwert. Zwei Milliarden Franken wollen
die Schweizer Banken vorab schon einmal auf den Tisch legen, um den
moderaten Steuernachschlag anschließend diskret mit der deutschen
Kundschaft zu regeln. Die bleibt selbstverständlich anonym, denn das
erste Gebot der Schweiz lautet nun einmal: Du sollst das
Bankgeheimnis nicht brechen! Die Schweiz hat ihr halbseidenes
Geschäftsmodell gerettet, Deutschland bekommt ein bisschen mehr Geld.
Wäre da nicht das hässliche Wort »Moral«, man müsste wohl von einer
Win-Win-Situation sprechen.

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