Jeder Abgeordnete hat die Chance, sich in
geheimer Wahl zu verweigern. Die Ex- SPD-Ministerpräsidentin Heide
Simonis kann davon ein Lied singen. Anders als bei der CDU-Frau
Annegret Kramp-Karrenbauer gab es für die Sozialdemokratin kein Happy
End. Auch im vierten Wahlgang fiel sie durch. Noch heute fahnden
einige nach dem „Heide-Mörder“. Spekulieren lässt sich auch
vortrefflich darüber, wer Annegret Kramp-Karrenbauer im ersten
Wahlgang stolpern ließ. In der Jamaikakoalition im Saarland ist die
Auswahl groß: Es kommen Abgeordnete aus drei Fraktionen in Frage.
Dass die Freidemokraten die grüne Ausrichtung der Regierungsarbeit
stört, ist kein Geheimnis. Denkbar wäre es, dass die Liberalen aus
Frust darüber eine Art Warnschuss abgeben wollten. Die Grünen mögen
zwar grundsätzlich eher zu Rot-Grün tendieren und deshalb einen Heiko
Maas als SPD-Landesvater reizvoll finden. Aber bisher waren vor allem
die Grünen mit dem Dreierbündnis in Saarbrücken vollauf zufrieden.
Plausibler erscheint, dass die Abweichler aus den
christdemokratischen Reihen kommen. Annegret Kramp-Karrenbauer ist
eine selbstbewusste Querdenkerin. Sie wirbt für den gesetzlichen
Mindestlohn und tritt für eine moderne Frauenpolitik ein. Erwartet
wird zudem, dass sie sich auf CDU-Bundesebene stärker zu Wort meldet
als ihr Vorgänger. Diese Aussicht trifft vielleicht auf Ängs-te bei
manchen Christdemokraten, die sich um den konservativen Markenkern
ihrer Partei Sorgen machen. Eventuell ist es auch ein indirektes
Frust-Signal an CDU-Chefin Angela Merkel nach Berlin. Auf jeden Fall
aber zeigt die Panne, dass das Jamaikabündnis eine zerbrechliche und
unberechenbare Verbindung darstellt. Da ist offenbar auch nach zwei
Jahren noch nicht zusammengewachsen, was eigentlich zusammengehören
sollte.
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