Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Rot-schwarze Koalitionsverhandlungen in Berlin In der Sackgasse ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

So flexibel wie Klaus Wowereit in Berlin sind
nur wenige: Gestern regierte er noch mit der Linken und morgen schon
mit der CDU. Dass er auf dem Weg von Dunkelrot zu Schwarz die Grünen
wieder einmal am Wegesrand liegen ließ, liegt wohl nicht nur am
grünen Nein zu einem Autobahnteilstück. Es hat auch mit persönlichen
Unverträglichkeiten und verletzten Eitelkeiten zu tun. Doch das laute
Wehklagen der Grünen über die Beweglichkeit und die Allüren von Klaus
Wowereit ist fehl am Platz. In einer zersplitterten
Parteienlandschaft, die aktuell von den Jungspunden der Piraten
aufgemischt wird, kann sich keine Partei mehr „Ausschließeritis“
leisten. Dass Renate Künast und Jürgen Trittin kürzlich für alle
Zeiten Schwarz-Grün von der Koalitionslandkarte verbannen wollten,
ist unklug. Das Beispiel Berlin zeigt deutlich, dass eine einseitige
Bindung an die Sozialdemokratie für die Grünen keineswegs zielsicher
ins Regierungslager führt. Für den Weg zurück an die Macht sollten
die Grünen überhaupt weniger über andere die Nase rümpfen als lieber
an der eigenen Programmatik feilen. Denn der schon reflexhafte
Protest der Grünen gegen alle Infrastruktur-Projekte führt keineswegs
immer auf die Siegerstraße. Damit kann man auch in der Sackgasse
landen.

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