Welchen Vorteil hätte der international als
gefährlich launisches Schmuddelkind geächtete Iran davon, wenn von
ihm bezahlte mexikanische Drogenkartell-Killer auf amerikanischem
Boden einen saudischen Topdiplomaten in die Luft jagen? Die Antwort
auf die Frage ist selbst bei Abwägung der verschrobensten Theorien
einfach: keinen. Im Gegenteil. Teheran hätte seinen Erzfeinden
Saudi-Arabien und Amerika jeden Hebel in die Hand gegeben,
militärisch zu reagieren. Was nicht bedeuten muss, dass die
Geschichte für die Öffentlichkeit völlig zurechtgebogen sein muss. Es
kann sehr wohl sein, dass sich Kräfte im Sicherheitsapparat der
Mullahs verselbstständigt haben und auf eigene Karte arbeiten, um das
zerstrittene Regime zu destabilisieren. Dass die oberste weltliche
(Ahmedinedschad) und geistliche Führung (Chamenei) des Landes von dem
Plan wussten oder ihn gar billigten, ist dagegen fragwürdig. Es
klingt ungewollt zynisch, aber der Iran hat in der Vergangenheit
versiertere Spezialisten auf verdeckte Todeskommandos geschickt als
einen halbseidenen Autoverkäufer, der einen Narco-Killer nicht von
einem Geheimdienstspitzel zu unterscheiden weiß. Für die politische
Wetterlage ist das unerheblich. Das iranisch-amerikanische
Beziehungsknäuel hat in den über drei Jahrzehnten seit der
Khomeini-Revolution von 1979 niemand wirklich entwirren können. Es
hat auch, zum Glück, auf beiden Seiten noch niemand ernsthaft
versucht, den Knoten mit Gewalt zu lösen. Dieses Risiko ist nach der
Aufdeckung einer haarsträubenden Anschlagsverschwörung gestiegen.
Amerika ist außer sich. Washington wird den nach der Atombombe
greifenden Iran weiter isolieren. Das Schmuddelkind muss wieder in
der Ecke stehen – eine gefährliche Eskalation.
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