Westdeutsche Zeitung: Für ein globales CO2-abkommen ist es in Durban noch zu früh – Europa spielt beim Klima die Schlüsselrolle Ein Kommentar von Stefan Küper

Nichts erinnert in diesen Tagen im
südafrikanischen Durban an Kopenhagen. Als sich vor zwei Jahren in
der dänischen Hauptstadt Spitzenpolitiker, Delegierte, Funktionäre
und Wissenschaftler zur Weltklimakonferenz trafen, waren die
Erwartungen hoch: Ein verbindliches Abkommen zur Verringerung des
Treibhausgas-Ausstoßes sollte beschlossen werden. Erreicht wurde –
praktisch nichts.

Dieses Mal, bei der Konferenz in Durban, sind die Erwartungen
gering. Und das muss nicht ausschließlich negativ sein. Da klar ist,
dass die größten CO2-Verursacher China und die USA keine
Verpflichtungen in Bezug auf die Treibhausgase eingehen werden, wird
der Fokus der Verhandlungen auf kleinere, aber erfolgversprechendere
Schritte gelenkt: Dazu gehört die Finanzierung des Schutzes der für
das Klima so wichtigen tropischen Wälder. Ebenso geht es um
Vereinbarungen zur Ausgestaltung des Klimafonds, der
Entwicklungsländer bei der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung
und beim Klimaschutz helfen soll.

Es gibt also Bereiche, in denen Erfolge möglich sind. Dennoch
bleibt die zentrale Frage, wie der Treibhausgas-Ausstoß begrenzt
werden kann – notfalls zunächst ohne die USA und China. Dass die Zeit
drängt, betonen nicht nur Klimaforscher. Auch die Häufung der
Nachrichten von verheerenden Überflutungen (Südostasien, Australien,
Italien) und Dürren (Ostafrika, Texas) sowie Trockenphasen wie
derzeit hierzulande deuten an, dass extreme Wetterlagen zunehmen.

Wenn es also zumindest in einigen Jahren zum Durchbruch kommen
soll, muss den USA und China ihre zentrale Sorge genommen werden: die
Befürchtung, dass eine Verringerung von CO2-Emissionen zu
wirtschaftlichen Nachteilen führen wird. Europa hätte die
Leistungsfähigkeit, ihnen das Gegenteil zu beweisen, indem es
zusammen mit anderen Staaten vorangeht.

Klar ist: Eine Wende zu mehr Energieeffizienz und erneuerbaren
Energien wird zunächst teuer. Doch selbst wenn man den Klimawandel
außer Acht lässt, ist auch naheliegend: Die wachsende Nachfrage aus
Asien wird die Preise begrenzter Rohstoffe wie Öl und Gas weiter
steigen lassen. Den geringsten Schaden haben dann die Staaten, denen
es gelungen ist, ihre Abhängigkeit von Öl und Gas deutlich zu
reduzieren.

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