Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Private Krankenversicherung Probleme Hausmacherart PETER STUCKHARD

Die private Krankenversicherung (PKV) langt
wieder hin. Gerne bei Älteren. Eine Prämienerhöhung um 50 Prozent
kann die Existenz eines Rentners akut bedrohen. Die viel häufigere
Erhöhung um 20 Prozent ist eine ebenso unerträgliche Gemeinheit. Die
Schuldigen hat die PKV schnell gefunden: Die Ärzte sollen es sein,
die die Ausgaben hochgetrieben hätten, weil sie Verluste bei
Kassenpatienten ausgleichen wollten. Die neuen Unisex-Tarife sollen
ebenfalls preistreibend wirkend – jedenfalls für die Männer. Alles
nur Nebenkriegsschauplätze. Die Wahrheit ist: Die PKV-Probleme sind
hausgemacht. Das Beispiel Provisionen: Bis zu 18 Monatsbeiträge
bekommen externe Makler von den Versicherungen für Neukunden. Dafür
sollen im PKV-Sektor 2010 sagenhafte 2,65 Milliarden Euro geflossen
sein. Die Ärzte haben in derselben Zeit für ihre Leistungen nur gut 5
Milliarden Euro von der PKV überwiesen bekommen. Das Beispiel
Tariftrickserei: Da wurden Tarife einfach geschlossen, junge, gesunde
Kunden, die guten Risiken also, wurden nicht mehr aufgenommen. Die
locken manche Unternehmen immer noch in Billigtarife. Die Zeche
zahlen die alten Bestandskunden, deren Tarife vergreisen. Die zweite
Gemeinheit: Ganz offenbar reichen hier die Altersrückstellungen als
Ausgleich oft nicht aus. Letztlich kann nur eine Bürgerversicherung
das Übel an der Wurzel packen.

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