Wenn alles so bleibt, wird es schlimmer. Sich gegen
das Vordringen des Nazi-Ungeistes nicht zu wehren, heißt, sich ihm zu
ergeben. Dieser Überzeugung folgen die antifaschistischen Proteste in
Dresden und anderswo. Sie sind etwas mehr als das offiziell
zugelassene Unbehagen, etwas mehr als der gegen den Dresdner
Naziaufmarsch zugestandene Menschenring um die Altstadt. Etwas mehr
als die gerunzelte Stirn. Etwas mehr als das Gefühl, dass etwas getan
werden müsste – wüsste man doch nur, was. Die Nazis zu blockieren,
habe den Zulauf in die rechtsextremistische Szene in Deutschland noch
nie gestoppt, wirft die Gewerkschaft der Polizei ein, klagend, dass
die Beamten eine zutiefst verabscheute Bewegung schützen müssten. Die
Polizei steht, martialisch wie hilflos, für dieses offizielle
Unbehagen, das sich nicht entscheiden kann, gegen welchen
Bürgerschreck es sich zuerst wenden soll, gegen den linken oder den
rechten. Um das Recht zu schützen. Das Versammlungsrecht. Das Recht
auch, Rassistenhass zu predigen. Nazis werden vor Blockaden nicht
geschützt, sie werden hindurch gezwängt. Blockierer wurden bisher
bekämpft, ausgespäht, noch Monate danach strafrechtlich verfolgt. Den
Zulauf in die Naziszene können Blockaden tatsächlich nicht
verhindern. Den Zulauf in eine Stadt schon. Alles Weitere brauchte
etwas mehr als verschwiemelte Abscheu und eine Menschenkette
ringsherum. Wenn keiner was tut, wird es schlimmer. Hass hat dann ein
zu leichtes Spiel.
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