WAZ: Ausbruch mit Spätfolge – Kommentar von Theo Schumacher

Spät, fast zu spät hat Justizminister Kutschaty
durchgegriffen. Nach einer Ausbruchserie, die den peinlichen Ruf
einer „Fluchtkultur“ in der Bochumer JVA begründete, hat er den
Gefängnischef gefeuert. Ein Bauernopfer? Das nicht. Aber der Minister
spürte den Druck und musste befürchten, dass die skandalösen Zustände
und ihre politischen Konsequenzen ihn selbst in Bedrängnis bringen.
Die Vorwürfe gegen den suspendierten JVA-Leiter sind so gravierend,
dass es wohl nicht einer Expertenkommission bedurft hätte, um ihn
früher zur Verantwortung zu ziehen. Wo fortgesetzt und unbeanstandet
gegen die Sicherheit verstoßen wird, fehlt ein internes Alarmsystem.
Mussten erst drei Häftlinge herausspazieren wie an einem Tag der
offenen Tür, ehe Kutschaty reagierte? Auch sein Haus hat sich nicht
mit Ruhm bekleckert, als es aus einem flüchtigen Gewaltverbrecher in
Bochum einen „Kleinkriminellen“ machte. Politisch ist der Pannenknast
für Kutschaty noch nicht ausgestanden. Immerhin darf die Bevölkerung
hoffen, dass mit der Berufung eines neuen JVA-Leiters bestehende
Missstände beseitigt werden. Höchste Zeit wäre es.

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