Neues Deutschland: Internationaler Frauentag: Tag der Parolen

Sicher, wir haben eine Bundeskanzlerin, eine junge
Familienministerin, eine Arbeitsministerin. Frauen haben die besseren
Schulabschlüsse und sind in allen Berufen vertreten. Aus Parlamenten,
Gewerkschaften, Parteien und Organisationen ertönen jedes Jahr zum 8.
März die gleichen Bekenntnisse zur Gleichstellung und die gleichen
Parolen zur Überwindung unterschiedlicher Bezahlung und für mehr
Frauen in Führungspositionen. Und immer hört es sich an, als wären
nur noch ein paar Kleinigkeiten zu regeln, bis das
Geschlechterparadies eröffnet werden kann. Doch der Schein trügt. In
den letzten Jahren hat sich kaum etwas verbessert. Frauen verdienen
im Durchschnitt ein Fünftel weniger als Männer, sie arbeiten in
wachsendem Maße in Minijobs, viele steuern direkt auf die Altersarmut
zu. Ihr Anteil an Führungspositionen in der Wirtschaft stagniert,
trotz großen Brimboriums durch extra gegründete Vereine und trotz
großspuriger Erklärungen auch aus der Wirtschaft. In Wirklichkeit
geht es kleinkariert zu: Mann aus der Wirtschaft (und leider auch so
manche Frau) wehrt sich gegen Quoten, die in den Ländern um uns herum
seit langem gut funktionieren. Und Frau aus dem Bundesministerium
(und mit ihr leider viele Männer) installieren blödsinnige
Instrumente wie das Betreuungsgeld, mit denen ewig gestrige
Strukturen betoniert werden. Der Ausbau der Kinderbetreuung wird
dagegen seit zwei Jahrzehnten behindert. Und das sollte sich nicht
ändern lassen?

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