WAZ: Billige Schulden. Kommentar von Stefan Schulte

Zwei Billionen Euro sind unvorstellbar viel Geld.
Vor allem, wenn davor ein Minuszeichen steht. Schon eher vorstellbar
ist das Sümmchen von 25000 Euro, das jeder Bundesbürger den
Gläubigern seiner schönen Republik schuldet, einen Mittelklassewagen
also. Zum Vergleich: Die Spanier schulden ihren Gläubigern nur einen
Kleinwagen. Wie passt das zusammen – sind am Ende wir die wahren
Schuldenkönige Europas? Nein, das sind wir nicht. Denn wir zahlen
unseren Mittelklassewagen mit den denkbar kleinsten Leasingraten ab.
Die globale Geldmarkt gewährt dem Bund derzeit quasi eine
Null-Prozent-Finanzierung, wenn er sich Geld leiht. Von den Spaniern
verlangt er dagegen sechs, sieben Prozent, und die sind für ein Land,
dessen Wirtschaft am Boden liegt, nicht mehr bezahlbar. Zum Problem
wird der deutsche Schuldenberg, wenn die Zinsen wieder steigen. Und
das werden sie. Entweder, weil es Deutschland schlechter geht. Oder
weil es den Krisenländern besser geht und Investoren ihr Geld dann
nicht mehr in Deutschland parken müssen. Bis dahin hat Deutschland
die Pflicht, nein, die Chance, auf die Schuldenbremse zu treten, denn
noch sprudeln die Steuern. Der Bund will bis 2016 seinen Haushalt
ausgleichen, die Länder sollen 2020 so weit sein. Vor allem die
Länder werden die daraus entstehenden Freiräume dringend brauchen,
damit sie angesichts drastisch steigender Pensionslasten auch künftig
noch in Schulen, Straßen und Krankenhäuser investieren können.

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