Gleich vier Technische Hochschulen gibt es
künftig im Freistaat – im Wahljahr soll keiner zu kurz kommen.
Die Oberpfalz bekommt eine Technische Hochschule – Niederbayern,
Mittelfranken und Oberbayern allerdings auch. Das Kabinett hat
gestern allen vier übriggebliebenen Kandidaten – der Hochschule
Regensburg, die sich gemeinsam mit Amberg-Weiden beworben hatte,
Deggendorf, Nürnberg und Ingolstadt – den Titel zuerkannt. An den
einzelnen Standorten war die Freude über den Wettbewerbserfolg groß.
Dabei kann man die Entscheidung des Kabinetts durchaus auch kritisch
sehen. Zwar wird die bayerische Hochschullandschaft nun ein Stück
ausgeglichener: Bislang gibt es in Bayern nur eine Technische
Universität – und zwar in der Landeshauptstadt. Auch
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Max-Planck- oder
Fraunhofer-Institute konzentrieren sich bislang in und um München.
Das Wissenschaftsministerium ist mittlerweile dabei, hier
gegenzusteuern – die Entscheidung für mehrere Technische Hochschulen
über den Freistaat verteilt ist also ein konsequenter Schritt.
Allerdings bleibt das Gefühl, dass die Politik im Wahljahr lieber mit
der Gießkanne Geschenke verteilt, um ja niemanden zu vergraulen,
anstatt eine klare Entscheidung für einen der Bewerber zu treffen.
Die im Haushalt eingeplanten Mittel in Höhe von sechs Millionen Euro
müssen sich die vier Wettbewerbssieger nun teilen – wie gut sich
damit die geplanten Konzepte noch umsetzen lassen, wird sich in den
kommenden Monaten zeigen. Die Mittel kommen aus dem Aktionsplan
„Demografischer Wandel, ländlicher Raum“. Vor diesem Hintergrund
schienen die Bewerbungen der Hochschulen Regensburg mit Amberg-Weiden
und Deggendorf besonders aussichtsreich. Der Titel soll die
Hochschulen für Studenten attraktiver machen und so dazu beitragen,
junge Leute in der Region zu halten – während des Studiums und nach
dem Abschluss als Fachkräfte. Denn eines ist den Verantwortlichen
klar: Wer seine Heimat verlässt, um anderswo zu studieren, der kommt
so schnell nicht wieder zurück. Niederbayern und die nördliche
Oberpfalz werden die Auswirkungen des demografischen Wandels stärker
zu spüren bekommen als die wirtschaftlich starke Region Regensburg.
Aber selbst hier fehlen einem Gutachten des Fraunhofer-Instituts ISI
zufolge bereits heute Fachkräfte im MINT-Bereich. Dass die beiden
Oberpfälzer Hochschulen auf Synergien setzen, um die Region auch
künftig mit Fachkräften zu versorgen, ist ein Konzept, dass offenbar
auch bei den Gutachtern gut ankam. Ländlicher Raum sind Nürnberg und
Ingolstadt nicht, auch die Folgen des demografischen Wandels dürften
dort noch lange nicht zu spüren sein. Eine Technische Hochschule in
Nürnberg war aber immer wieder im Gespräch. So hatte der damalige
Umweltminister Markus Söder im Juni 2011 – also vor dem Wettbewerb –
bei einem Besuch in seiner Heimatstadt Nürnberg angekündigt, dass die
Georg-Simon-Ohm-Hochschule zu einer Technischen Hochschule ausgebaut
werden solle. Und Ingolstadt ist wiederum die Heimatstadt von Horst
Seehofer. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Generell ist der
Vorschlag, das Profil der Hochschulen für angewandte Wissenschaften
zu schärfen, ja gut. Der Wissenschaftsrat hatte das 2010 gefordert.
Neben Technischen Hochschulen könnte es künftig auch andere
Schwerpunkte geben, beispielsweise die Sozialwissenschaften. Wichtig
ist nun, dass der Freistaat seine vier frisch gebackenen Technischen
Hochschulen auch künftig finanziell unterstützt, damit sie ihre
Entwicklungskonzepte in die Tat umsetzen können. An den Hochschulen
selbst wird jetzt erst einmal gefeiert. Denn egal, welche Gründe zur
Entscheidung geführt haben: Gewinner sind sie alle.
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