Da kann Ursula von der Leyen noch so sehr
frohlocken und für die Zukunft Schönes versprechen – die Westrentner
bleiben die Verlierer des Jahres. Und das ausgerechnet knapp sechs
Monate vor der Bundestagswahl. Allzu fest dürfte die
Arbeitsministerin selbst nicht daran glauben, dass ihre Worte Salbe
auf die Wunde der westdeutschen Ruheständler sind. Rentner in
Deutschland sein, das ist kein Zuckerschlecken. Im Osten ist es das
nicht, wo die Ruhestandsbezüge noch weit von dem entfernt sind, was
im Westen ausgezahlt wird. Und im Westen tun sich immer noch viele
damit schwer, auf Erhöhungen verzichten zu sollen, damit jene im
Osten besser ausgestattet werden können, die bis 1990 nicht einen
Pfennig in die Rentenkasse eingezahlt haben. Solche Argumentation
verkennt freilich, dass die Ostdeutschen das auch gar nicht konnten.
Dennoch dürfte es der Regierungskoalition im Wahljahr schwerfallen,
selbst ihren eigenen Anhängern klarzumachen, dass die Rente im Osten
um 3,29 Prozent steigen muss, weil sie an die Lohnentwicklung
gekoppelt ist. Denn dem steht im Westen eine Erhöhung von 0,25
Prozent – also faktisch eine Rentenkürzung – gegenüber, eben weil die
Löhne weniger stark gestiegen sind. Die Rente ist für viele insgesamt
kein lohnendes Geschäft. Die Rendite dessen, was Arbeitnehmer im
Laufe von 30, 40 oder mehr Berufsjahren in die Kasse einzahlen, ist
oft zu gering. Wenn Vater Staat dann auch noch Nullrunden verordnet
oder die Rente so erhöht, dass die Inflation den Mehrbetrag sofort
auffrisst, dann spricht das nicht für den Generationenvertrag, also
für die Solidarität von den Jungen mit den Alten in einer
Gesellschaft. Hinzu kommt, dass die Ruhestandsbezüge in immer mehr
Fällen zu einem halbwegs komfortablen Leben nicht mehr ausreichen.
Für diejenigen, die heute in Lohn und Brot stehen, ergeben sich
daraus zwei Notwendigkeiten: Erstens müssen sie unter allen Umständen
versuchen, privat für ihr Alter vorzusorgen. Und zweitens müssen sie
sich darauf einstellen, dass sich die Lebensarbeitszeit wegen der
alternden Bevölkerung weiter verlängern wird. Werbung für die
staatliche Rente ist das alles nicht. Inzwischen stellt sich die
Frage, wie lange dieses System überhaupt noch funktionieren kann.
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