Der Wahltag naht, SPD, Grüne und Linke eint das
Bemühen, der Kanzlerin und ihrem Finanzminister Versagen beim
Management der Zypernkrise nachzuweisen. Der Versuch ist legitim.
Sachlich begründet ist er aber nur zum Teil. Sicherlich trifft
Schäuble und Merkel die Kritik, die alle am Zypern-Paket Beteiligten
trifft: Da hat man sich politisch blind angestellt, ohne Rücksicht
auf soziale Folgen und psychologische Wirkungen. Entsprechend waren
die Reaktionen, als der Sturm der Entrüstung losbrach, weil die
Krisenmanager es gewagt hatten, Sparkonten anzutasten. Seither läuft
das Spiel „Ich war–s nicht“, und besonders die Variante „Merkel
war–s!“. Es gewinnt, wer am frechsten heuchelt. Derzeit vorn liegt
der zyprische Präsident Anastasiades. Er sah tatenlos zu, wie seine
Gefolgsleute im Parlament dem Deal, den er persönlich ausgehandelt
hatte, die Unterstützung versagten. In Brüssel hatte er es aus Sorge
um das windige Geschäftsmodell seiner Banken und ihre russische
Klientel abgelehnt, die großen Konten höher zu besteuern, um die
kleinen schonen zu können. Dreister geht–s nicht.
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