Es ist ein Stück aus dem Tollhaus, das sich da
abspielt. Eigentlich sind es schon zwei Stücke: Stuttgart 21 und der
neue Berliner Großflughafen. Bei letzterem spielen politische und
ideologische Grabenkämpfe kaum eine Rolle, es geht vielmehr schlicht
um Dilettantismus. Aber das ist nun wahrlich kein Trost. Bei S 21
tobten – und toben offenbar hinter den Kulissen noch immer –
weltanschauliche Grabenkämpfe. Alles in allem formt sich da ein
verheerendes Bild, das geeignet ist, den Ruf Deutschlands in der Welt
nachhaltig zu beschädigen: made in Germany war einst Gütesiegel, aber
heutzutage scheinen die Germanen ganz viel nicht mehr auf die Reihe
zu kriegen, wenn es um Ingenieurs- und Managementkunst geht. Sollte
sich ein solcher Ruf verfestigen, wäre das nicht nur blamabel,
sondern langfristig auch fürchterlich teuer für den
Wirtschaftsstandort. Gewiss: Die Probleme, die sich bei solchen
Projekten auftürmen, sind gigantisch. Aber dass sie zu bewältigen
sind, zeigt sich mannigfach an anderen Stellen. Der Berliner
Flughafen muss – und das ist sein großer Vorteil – fertig werden,
egal wann, egal wie, und ob darüber der jahrelang ohnehin weit
überschätzte Regierende Bürgermeister stürzt oder Brandenburgs
Ministerpräsident, ist völlig wurscht. In Stuttgart ist die Lage auch
deshalb komplizierter, weil schwarze und grüne Parteipolitik eine
dominierende Rolle spielt, und weil die Bahn Angst davor hat, ihr
Image noch weiter zu verschlechtern. Der Bürger, der das letzten
Endes alles zahlt, steht fassungslos davor. Was ist zu tun?Auch in
Stuttgart spricht sehr vieles für die Devise: Augen zu und durch.
Gefragt sind beste Nerven und gute Führungsqualitäten. Möglicherweise
wird es der grüne Regierungschef Winfried Kretschmann sein, der S 21
durchpowert. Warum eigentlich nicht.
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Florian Giezewski
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