Nicht nur die Amerikaner und die Europäer machen
sich Sorgen: Auch bei den Nachbarn Malis geht die Angst um. Wenn das
afrikanische Land noch weiter im Chaos versinkt, droht ein zweites
Afghanistan. Der Alptraum einer Terroristenhochburg in der Sahelzone
wird immer mehr zur Realität. Mit der Absetzung des Regierungschefs
hat die Militärjunta weiteres Öl ins Feuer gegossen. Anstatt
wenigstens in der Hauptstadt Bamako für ein wenig Normalität zu
sorgen, bestätigen die Militärs in Mali all jene Klischees, die über
Schwarzafrika kursieren. Die islamistischen Kämpfer im Norden des
Landes dürfen sich die Hände reiben. Solange die Zentralregierung mit
sich selbst beschäftigt ist, können sie nach Gutdünken schalten und
walten. Auch die versprochene Hilfe der Europäischen Union wird auf
die lange Bank geschoben, bis sich die Lage stabilisiert hat. Die
islamistischen Gruppen, die den Norden Mali unter ihre Kontrolle
gebracht haben, terrorisieren unterdessen die Bevölkerung. Nach dem
islamischen Rechtssystem der Scharia werden Menschen gesteinigt oder
werden Hände von Dieben abgetrennt, um für Angst und Schrecken zu
sorgen. Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Mit dem
Putsch in der Hauptstadt wird der Einsatz von UN-Friedenstruppen im
Krisengebiet des Nordens immer unwahrscheinlicher. Ein neues
Afghanistan in Afrika könnte schneller Realität werden als es den
Regierungen in Washington und in den europäischen Hauptstädten lieb
ist. Noch beschränken sich die Aktivitäten der selbst ernannten
Freiheitskämpfer auf Mali, aber rasch könnte die gesamte Region mit
in den Strudel hineingezogen werden.
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