Die Stadt Bremen und die Bundeswehr tragen
offenbar eine viel größere Verantwortung für die
Grundwasser-Verunreinigung in zwei Bremer Stadtteilen als bisher
bekannt. Das ergaben Recherchen des NDR Politikmagazins „Panorama 3“
(Sendung: Dienstag, 13. November, 21.15 Uhr, NDR Fernsehen).
In den Bremer Ortsteilen Farge und Rönnebeck riecht das
Grundwasser aus Gartenbrunnen nach Benzin. Vor drei Jahren hatte die
Bremer Umweltbehörde die Anwohner über die Kontamination informiert –
eine Aufklärung der genauen Ursachen aber gibt es bis heute nicht.
Offiziell nennt die Behörde das Gelände des heutigen
Bundeswehr-Tanklagers Farge als Quelle der Belastungen. Dort sei es
im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit zu erheblichen
Bodenverunreinigungen gekommen.
Nach Recherchen von „Panorama 3“ wurde das Grundwasser jedoch erst
viel später kontaminiert. Jüngst entnommene Wasserproben der NDR
Reporter ergaben, dass neben krebserregendem Benzol auch ein weiterer
problematischer Stoff in die Erde gelangt ist: MTBE
(Methyltertiär-Butylether), ein Zusatz für bleifreie
Vergaserkraftstoffe. „Das heißt, diese Verunreinigung muss irgendwann
seit den 1980er-Jahren stattgefunden haben und nicht vorher. MTBE als
Bestandteil von Benzin wird erst seit den 1980er-Jahren eingesetzt“,
so der Marburger Altlastengutachter Dr. Rainer Haas.
Der Fund deutet auf einen Unfall oder ein Leck auf dem Gelände des
Tanklagers in der jüngeren Vergangenheit hin. Davon jedoch erfuhr die
Öffentlichkeit nichts – obwohl die MTBE-Belastung der Umweltbehörde
seit 2011 bekannt ist. Das geht aus einem Verwaltungsbericht hervor,
der „Panorama 3“ vorliegt. Einen Grund, die Bevölkerung vor einer
Kontamination mit MTBE zu warnen, sah die Behörde damals offenbar
nicht.
Konfrontiert mit dem Untersuchungsergebnis, gestand die Bremer
Umweltbehörde nun erstmals öffentlich ein, dass dieser Schaden nach
1985 eingetreten sein muss. Staatsrätin Gabriele Friderich kündigte
an, die Recherchen von „Panorama 3“ zum Anlass zu nehmen, die Ursache
der Verunreinigung aufzuklären: „Wir werden dem sofort nachgehen und
das noch einmal überprüfen.“
Die MTBE-Belastung lässt darauf schließen, dass die Bundeswehr als
Besitzer des Tanklagers doch eine Mitverantwortung für den
Umweltskandal tragen könnte. Eine Stellungnahme der Bundeswehr steht
noch aus. Die kontaminierte Zone reicht vom Tanklager mittlerweile
etwa 800 Meter weit in das angrenzende Wohngebiet. Anwohner wollen
nun Strafanzeige wegen einer schweren Umweltstraftat stellen.
Die Bremer Linke kritisiert Umweltbehörde und Bundeswehr: „Wenn
seit einem Jahr bekannt ist, dass in den Verunreinigungen Stoffe
sind, die vor 65 Jahren nicht Bestandteil des Benzins waren, dann
stimmt einfach nicht, was die Bundeswehr sagt, dann haben die
schlicht gelogen“, sagte der umweltpolitische Sprecher der Linken in
der Bremer Bürgerschaft, Klaus-Rainer Rupp. Er fordert eine
lückenlose Aufklärung vom Bremer Senat. Er solle gemeinsam mit der
Bundeswehr „unverzüglich eine umfangreiche und systematische
Erforschung der Ursachen der Grundwasservergiftung“ einleiten und
eine weitere Nutzung des Tanklagers ausschließen.
Mehr zur Sendung erfahren Sie im Internet unter NDR.de/panorama3
13. November 2012/IB
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