Neben der kriminalistischen Aufarbeitung der Fälle
müssen nun auch eine Reihe von gesellschaftspolitischen Annahmen
überprüft werden. Die üblichen Reflexe wie der Ruf nach einem
NPD-Verbot sind dabei wenig hilfreich. Nach allem, was sich
abzeichnet, haben sich die Täter den ungeschriebenen Gesetzen ihres
Milieus entzogen. Es waren wohl nur wenige Helfer, auf die sie sich
verlassen haben. Das Trio hat sich vielmehr entschlossen in eine
Bonnie&Clyde-Gemeinschaft hineinmanövriert, für die der eigene Tod
keine Bedrohung darstellte. Man kann davon ausgehen, dass die
vorhandenen Mittel der Gewaltprävention einem solchen Täterprofil
nichts anhaben können. Es muss nun transparent dargestellt werden,
was Polizei und Verfassungsschutz zu welchem Zeitpunkt gewusst
haben. Welche Interventionsmöglichkeiten hatten sie? Wie agierten
V-Leute? Was wissen wir über das Verhältnis politischer Milieus zur
Gewalt und was verdrängen wir durch die Zuordnung in ein
traditionelles Rechts-Links-Schema? Die Illusion von einem Leben in
relativer Sicherheit ist von einem Kriminaldrama beschädigt worden,
für das ein Drehbuchschreiber wohl kaum einen Abnehmer gefunden
hätte. Die Vorstellung von einem unbehelligten Leben im Untergrund
will nicht zu einer gesellschaftlichen Realität passen, die von
umfangreichen Kontrollmechanismen reguliert wird. Zur Aufklärung der
Tat gehört nun ganz dringend auch eine Selbstaufklärung der
ermittelnden Stellen.
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