Der Tagesspiegel: Pädophilie-Problem auch bei Pro Familia / Organisation veröffentlichte einst Positionen, die Sex zwischen Erwachsenen und Kindern rechtfertigen / Verein distanziert sich heute davon

Die Organisation Pro Familia hat in ihrem
Vereinsmagazin in den 80er und 90er Jahren auch pädophilenfreundliche
Ansichten verbreitet. Wie der Berliner „Tagesspiegel“ in seiner
Ausgabe vom Dienstag (8.10.) berichtet, veröffentlichte Pro Familia
in mehreren Ausgaben des „Pro Familia Magazins“ Beiträge, die Sex von
Erwachsenen mit Kindern gutheißen oder rechtfertigen

Im dem Magazin kamen mehrfach Autoren zu Wort, die etwa den
„Kreuzzug gegen die Pädophilie“ kritisierten. Zu ihnen gehört der
Soziologe Rüdiger Lautmann, der in seinen Analysen einen Unterschied
zwischen Kindesmissbrauch und Pädophilie vornahm. Der „echte
Pädophile“, schrieb Lautmann in der Ausgabe 3/1995, gehe
„außerordentlich vorsichtig“ vor, eine Schädigung der Kinder sei
„sehr fraglich“. Er argumentierte außerdem, es gebe „so etwas wie
eine natürliche Willensübereinstimmung“ zwischen Erwachsenen und
Kindern. Sein 1994 erschienenes Buch „Die Lust am Kind“ wurde im „Pro
Familia Magazin“ ebenso positiv besprochen wie andere
pädophilenfreundliche Bücher.

In einer Stellungnahme betonte Pro Familia, in den
Verbandsmagazinen sei die „eindeutige Verurteilung des sexuellen
Missbrauchs“ an keiner Stelle in Frage gestellt worden. Weiter heißt
es: „Angesichts des jetzt bekannten Ausmaßes an sexuellem Missbrauch
würde man heute die Rechte der Kinder viel stärker in den Blick
nehmen.“ Die Debatte über Pädophilie in der Sexualwissenschaft sei
immer vom jeweiligen gesellschaftlichen Diskussionsstand geprägt
gewesen. In früheren Jahren „war man deshalb vor allem bemüht, einen
wissenschaftlichen Zugang zum Thema zu finden“. Seit 1998 hat sich
Pro Familia von Positionen distanziert, wie sie in den früheren
Magazinen angesprochen wurden, und Pädophilie als Machtmissbrauch
verurteilt. Im Jahr 2000 stellte der Verband fest, Pädophilie könne
und dürfe „keine gelebte Lebensform“ sein.

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