Der Tagesspiegel: Sicherheitskreise: Gesuchter Terrorist war vermutlich mit Selbstmordattentäter befreundet

Die deutschen Sicherheitsbehörden untersuchen bei den Terrorwarnungen
auch einen Hinweis, der als besonders beunruhigend gilt. Nach
Informationen des Tagesspiegels (Sonntagausgabe) ist einer der bis zu
sechs Terroristen, von denen sich zwei schon in der Bundesrepublik
aufhalten sollen und vier weitere angeblich nach Deutschland reisen
wollen, ein Türke, der eng mit dem Selbstmordattentäter Cüneyt Ciftci
befreundet war. Der 28-jährige Cifcti, ein aus dem bayerischen
Ansbach stammender Türke, hatte sich Anfang März 2008 in der
ostafghanische Provinz Khost mit einer Autobombe in die Luft gejagt.
Bei dem Anschlag vor einer amerikanischen Militäreinrichtung wurden
zwei US-Soldaten und zwei Afghanen getötet.
Ciftci, dessen Kampfname Saad Ebu Furkan lautete, wurde später in
einem Drohvideo des Vizechefs der Al Qaida, Aiman al Sawahiri, für
den Angriff gelobt. Ciftci war der erste islamistische
Selbstmordattentäter, der aus Deutschland stammte. Kämpfer der
Islamischen Dschihad Union hatten Ciftcis Anschlag gefilmt, das Video
wurde dann auf islamistischen Websites verbreitet. Die Islamische
Dschihad Union hatte auch die Sauerlandgruppe um den Konvertiten
Fritz Gelowicz dirigiert, die in Deutschland verheerende Anschläge
mit Autobomben verüben wollte.
In Sicherheitskreisen wird befürchtet, der einst mit Ciftci
befreundete Türke, der jetzt zu den potenziellen Angreifern in
Deutschland gezählt wird, sei ebenfalls bereit, sich mit einer
größeren Menge Sprengstoff in die Luft zu sprengen. Als mögliches
Ziel nennen Experten weiterhin „ein wichtiges Objekt im Großraum
Berlin“. Das könnten die Botschaften der USA, Großbritanniens,
Israels sowie jüdische Einrichtungen sein, aber auch der Reichstag
und große Hotels werden als denkbare Ziele genannt. Zurückhaltend
reagierten Sicherheitsexperten allerdings auf Berichte, wonach
Terroristen vor allem den Reichstag ins Visier genommen hätten. Die
von einem angeblich aussteigewilligen Dschihadisten stammenden
Informationen seien mit Vorsicht zu bewerten, hieß es. Denkbar sei
auch, dass der Mann die Terrorangst anheizen wolle und seine Hinweise
Teil der psychologischen Kriegführung von Al Qaida seien.

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