Frankfurter Neue Presse: Man könnte Merkel verstehen. Dr. Dieter Sattler über Rücktrittsgerüchte um Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Schon manches Mal wird Merkel während
Schäubles langer Krankheitsausfälle zwischen dessen prekärer
Gesundheit und der unbestreitbaren Fachautorität des Ministers
abgewogen haben. Diese Frage könnte sie jetzt negativ für Schäuble
entscheiden. Denn angesichts der schlechten Umfragewerte für ihre
Regierung kann sich die Kanzlerin keine weitere Belastung für das
Ansehen ihres Kabinetts leisten. Wenn sie Schäuble austauscht, hätte
sie Chance, mit der baden-württembergischen Umweltministerin Tanja
Gönner eine junge Sympathiebringerin ins Kabinett zu holen. Diese
könnte allerdings kaum Finanzministerin werden. Für diesen Posten
käme eher der bisherige Innenminister Thomas de Maizière in Frage.

Er wäre fachlich geeignet. Zudem war Merkel unzufrieden damit, wie
nachlässig er getreu seiner Maxime „den Ball flachhalten“ mit der
Terrorgefahr durch die Pakete aus dem Jemen umgegangen war. Er macht
in seinem Amt zuwenig Wind, um zu punkten. Nachfolger des spröden de
Maizières als Innenminister könnte Norbert Röttgen, werden, den Tanja
Gönner als Umweltministerin ablösen könnte. Damit hätte Merkel ohne
zuviel Aufwand und Verärgerung des Südwestens eine sinnvolle
Erneuerung und Verjüngung des Kabinetts vorgenommen. Das Opfer hieße
Schäuble. Aber Mitleid würden nach dessen Umgang mit seinem Sprecher
Michael Offer nur wenige haben – trotz Schäubles tragischer
Lebensgeschichte.

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