Frankfurter Rundschau: Merkel kauft sich Zeit

An der Stabilität der Koalition muss man auch
aus weiteren Gründen zweifeln: Selbst wenn CDU und CSU einen
Kompromiss in der Grenzfrage fänden, wird es für die SPD schwer ihn
zu akzeptieren. Und die Angriffe der CSU-Granden kamen am Donnerstag
einem offenen Misstrauensvotum gleich. Doch Merkel wäre nicht Merkel,
wenn sie in so einer Situation die Nerven verlöre statt sich Zeit für
eine Alternativlösung zu kaufen. Seit gestern weiß sie auch: Selbst
in der eigenen Partei ist sie längst zu geschwächt, um Risiken
einzugehen. Trotz teils bösartiger Angriffe auf Merkel aus der CSU
stärkte ihr die eigene Fraktion nur scheinbar den Rücken: Indem sie
ihr zwei Wochen Zeit für eine europäische Lösung einräumte, schlug
sie sich nicht auf ihre Seite, sondern stellte der Kanzlerin ein
Ultimatum. Wie auch immer der Streit um diesen konkreten Punkt
ausgeht: Von diesem Tag wird sich Merkel als Kanzlerin nicht mehr
erholen.

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