FT: Anette Asmussen: Ratlos, planlos – sinnlos? Kommentar zur Neuregelung der Organspende

von Anette Asmussen

Zunächst die gute Nachricht: Fraktions-Spitzen und
Gesundheitsexperten im Bundestag sind sich einig. „Regelmäßig und
strukturiert“ wollen sie Deutschlands Bürger künftig dazu befragen,
ob sie zu einer Organspende bereit sind. Denn: Deutschland braucht
dringend Organspender. Rund 12000 Menschen stehen seit Jahren
konstant auf der Warteliste für eine Transplantation. Rund 8000
Nierenpatienten bundesweit warten durchschnittlich fünf bis sechs
Jahre auf ein neues Organ. Alle acht Stunden stirbt einer.

Das sind dramatische Zahlen, die es nicht geben müsste. Die
Deutschen sind bereit zu spenden. 74 Prozent würden ihre Organe
anderen Menschen geben, hat im vergangenen Jahr die Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung herausgefunden. Und warum haben nur
25 Prozent einen Organspendeausweis?

Weil seit Jahren die professionelle und konstante Aufklärung
fehlt. Das ist nicht neu. Das Thema Organspende berührt die Menschen
nicht. Warum sich ohne Not mit dem eigenen Sterben beschäftigen? Und
– praktisch gefragt: Wo gibt es eigentlich so einen
Organspendeausweis?

Der Plan, „strukturiert und regelmäßig“ auf die Menschen
zuzugehen, sie mit dem Thema Organspende zu konfrontieren und ihnen
den Zugang zu einer entsprechenden Erklärung leicht zu machen, ist
also gut. Nur – und das ist die schlechte Nachricht – ein Plan allein
verändert gar nichts. Auf seine Umsetzung kommt es an. Und hier
herrscht bei allen Beteiligten wieder die übliche Ratlosigkeit. Es
gibt keine konkreten Pläne, von Einigkeit über ein bestimmtes
Vorgehen ganz zu schweigen. Möglich sei vielleicht, die Bürger mit
dem Versand der Versichertenkarte zu befragen, heißt es. Aha –
bleibt zu hoffen, dass diese neue Organspende-Offensive nicht genauso
ein Rohrkrepierer wird, wie die Organpaten-Kampagne, mit der der
damalige Gesundheitsminister Rösler im vergangenen Jahr grandios
scheiterte.

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