Wie marginal und unbedeutend sind doch die
politischen „Erdbeben“, die uns in Deutschland in den vergangenen
Wochen trafen, im Vergleich zu echten Naturgewalten. Die
apokalyptischen Bilder, die von Japan aus um die Welt gehen, gleichen
auf schockierende Weise denen der Tsunami-Katastrophe in Südostasien
vor sechs Jahren, als die Welt wochenlang stillzustehen schien und am
Ende fast eine Viertelmillion Tote zu beklagen waren. Damals
vernichteten die Flutwellen vor allem Dritte-Welt-Regionen, die sich
nicht durch Frühwarnsysteme gegen ein solches Ereignis rüsten
konnten, die auf der anderen Seite aber auch keine hochempfindlichen
Lebensadern der Zivilisation schützen mussten. Im fortschrittlichen
Japan ist die Situation genau andersrum.
Dem Land, in dem schon an normalen Tagen vier Mal die Erde bebt
und das sich deshalb wie kein anderes auf eine solche
Mega-Katastrophe vorbereitet hat, drohte gestern sogar der atomare
Super-GAU, ausgelöst durch den aus dem Beben resultierenden
Stromausfall. Auch der erst in dieser Woche in Betrieb genommene
Hochgeschwindigkeitszug „Hayabusa“ (zu Deutsch „Falke“), der Stolz
der Nation, stand still. Auf der anderen Seite konnten die Stöße aus
dem Erdmantel den Wolkenkratzern in Tokio nichts anhaben, und auch
die Warnung der Bevölkerung lief planmäßig: Das Frühwarnsystem, das
an 1000 Seismometer des Landes angeschlossen ist, schlug schon eine
Minute, bevor die Menschen die ersten Erschütterungen spüren konnten,
Alarm. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wie viele Tote gezählt
werden müssten, wenn das Land nicht diese immensen Vorsichtsmaßnahmen
ergriffen hätte.
Doch Hunderte, wenn nicht Tausende Tote und Milliardenschäden
zeigen, wie verwundbar auch eine noch so gut auf Katastrophen
vorbereitete Zivilisation ist. Mit entsprechender Technologie lassen
sich die tödlichen Kräfte der Natur allenfalls mildern, aber nie
bezwingen. Das wirft die Frage auf, ob es unbedingt notwendig ist, in
besonders gefährdeten Teilen der Welt risikobehaftete Verfahren zur
Energiegewinnung zu nutzen. Eine Kernschmelze in einem japanischen
AKW würde ein riesiges Gebiet auf lange Zeit unbewohnbar machen. Sind
in dieser Hinsicht auch andere Regionen, in denen Erdbeben zum Alltag
gehören, auf das Schlimmste vorbereitet? In Kalifornien zum Beispiel
ist das nächste Mega-Beben nach Angaben von Forschern Jahren
überfällig.
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