Internationaler Frauentag: Klimawandel ist nicht geschlechtsneutral / Insbesondere Menschenrechte von Frauen sind bedroht

Der Klimawandel schreitet voran und die
internationale Staatengemeinschaft hat bisher nicht ausreichend
darauf reagiert. Deutschlands neue Regierung hat ihre früheren
Klimaschutzziele sogar gerade wieder in Frage gestellt. Neueste
Analysen des Weltklimarats bestätigen, dass die internationalen
Klimascchutzmaßnahmen nicht ausreichen. Die Folgen der zunehmenden
Erderwärmung verstärken die bestehenden geschlechtlichen
Diskriminierungen, vor allem von Frauen in ländlichen Regionen des
Globalen Südens. Ihre Menschenrechte auf Nahrung und Wasser sind
massiv bedroht. Darauf weist die Menschenrechtsorganisation FIAN
Deutschland anlässlich des Internationalen Frauentags hin.

Die ländliche Bevölkerung in den Ländern des Globalen Südens ist
extrem abhängig von einer intakten Umwelt und verlässlichen
Wetterverhältnissen. Beides wird durch den Klimawandel bedroht.
Kleinbäuerinnen im Globalen Süden bauen 45 – 80 Prozent der
Nahrungsmittel an und leiden daher besonders unter den Folgen des
Klimawandels für die Landwirtschaft. Darüber hinaus sind gemäß dem
Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) 80 Prozent der
Menschen, die aufgrund des Klimawandels umsiedeln müssen, Frauen.
„Der Klimawandel verstärkt bestehende Mehrfachdiskriminierungen,“
erläutert Gertrud Falk, Klimareferentin von FIAN Deutschland. „Frauen
bauen in der Regel die Nahrungsmittel für die Versorgung ihrer
Familien an. Wenn die Ernten zurückkgehen, stehen vor allem sie unter
Druck, dies durch Mehrarbeit und Verzicht auszugleichen.“

Gemäß dem Weltklimarat hat der Klimawandel vor allem in den
Ländern um den Äquator verherende Folgen für die Landwirtschaft.
Böden erodieren durch Dürren und Starkregen. Regenzeiten sind nicht
mehr verlässlich. In Honduras ist diese Entwicklung beispielhaft
sichtbar.

So beklagt Dulio Medina, Direktor des honduranischen Verbands der
Produzenten von Grundnahrungsmitteln (Prograno), dass in den letzten
drei Jahren nur jeweils 450.000 Tonnen Mais geerntet wurden, während
in guten Erntejahren 1,1 Millionen Tonnen eingefahren werden konnten.
Die Mitglieder des Frauenverbands der ethnischen Gruppe Garifuna,
Nachfahren westafrikanischer Sklaven, sind besonders stark von
Dürren, Pestiziden von Ölpalmplantagen und Landvertreibungen
betroffen. Kokospalmen und Fisch, Grundlagen ihrer Ernährung
schwinden. Viele Frauen sehen sich daher genötigt, in Städte oder
Nachbarländer zu ziehen.

„Menschen- und Gleichstellungsrechte fehlen in den internationalen
Klimaverträgen“, kritisiert Falk. „Zwar sind Staaten verpflichtet,
Menschen- und Frauenrechte in allen Politikfelder zu achten, zu
schützen und zu gewährleisten. Doch weil sie bisher nicht explizit in
die Klimaverträge aufgenommen wurden, stellen sie keine Kriterien für
Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekte sowie deren Finanzierung
dar. In der Folge kommt es leider auch beim Klimaschutz oft zu
Menschenrechtsverletzungen, zum Beispiel durch Landvertreibungen für
Staudamm- und Waldprojekte.“

Frauen sind bisher auch bei den internationalen Klimaverhandlungen
unterrepräsentiert. Zwar hat der Anteil von Frauen in den
Delegationen der Staaten im Laufe der Jahre zugenommen, hat aber nie
über 40 Prozent gelegen. Der Anteil der Delegationen, die von Frauen
geleitet wurden, hat bisher 25 Prozent nicht überschritten. Die
Staatengemeinschaft hat im November 2017 auf diese durchgängigen
Diskriminierungen von Frauen in der Klimapolitik reagiert und eine
Gender-Aktionsplan zur Klimarahmenkonvention beschlossen. „Dieser
Gender-Aktionsplan veweist in seiner Präambel auf die
menschenrechtlichen Pflichten der Staaten. Ein erster wichtiger
Schritt“, bewertet Falk den Beschluss. „Er ist allerdings sehr
allgemein gehalten und muss nun von den Staaten mit konkreten
Maßnahmen zu Stärkung der Rechte von Frauen in der Klimapoltik
umgesetzt werden, auch von der deutschen Regierung.“

Kontakt:
Gertrud Falk, Tel. 01515-699 62 78,
E-Mail: g.falk@fian.de

Webseite: https://www.fian.de/themen/jahresthema-klimagerechtigkeit/

Links: Zu den neuesten Anlysen des Weltklimarats:
http://www.ipcc.ch/report/sr15/

Zum Anteil der Frauen an den Menschen, die aufgrund des Klimawandel
umsiedeln müssen: http://ots.de/MzUtsX

Zu den Folgen des Klimawandels in Honduras:
https://rethink.earth/traversing-the-dry-corridor/

Zum Anteil der Frauen bei den internationalen Klimaverhandlungen:
http://gendercc.net/genderunfccc.html

Zum Gender-Aktionsplan zur Klimarahmenkonvention:
http://ots.de/0Nh6uA

Original-Content von: FIAN Deutschland, übermittelt durch news aktuell