Lausitzer Rundschau: Erinnerung an unselige Zeit Katholische Kirche stoppt Studie zur Aufarbeitung des Missbrauchs

Es war ein Prestigeprojekt der Aufarbeitung. Als
der Skandal um den sexuellen Missbrauch seinen Höhepunkt erreicht
hatte, verkündeten der Trierer Bischof Stephan Ackermann und der
Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer große Pläne: In allen 27
katholischen Bistümern sollten alle Personalakten der letzten zehn
Jahre durch unabhängige Juristen auf Missbrauchsfälle untersucht
werden. Eine dringend nötige Studie, deren Ergebnisse möglicherweise
erheblich dazu beigetragen hätten, künftige Straftaten zu verhindern
– und die nicht zuletzt auch die Kirche von mancherlei Verdacht
gereinigt hätten. Doch alles „hätte, wäre, wenn“ reicht am Ende
nicht. Die Zusammenarbeit ist beendet, zwischen den Bischöfen und
Pfeiffer gab es Krach. Und auch wenn der Hannoveraner Kriminologe
nicht gerade als einfacher Zeitgenosse bekannt ist, erinnert der
Vorgang doch fatal an die Zeit vor dem Missbrauch-Skandal. An jene
unselige Zeit des Vertuschens und Verschweigens, wo der Schutz der
eigenen Priester über dem Schutz der Opfer stand. Sicher, die
Bischöfe wollen ihr Projekt nun mit einem anderen Partner fortsetzen.
Aber egal, was am Ende herauskommt: Die Glaubwürdigkeit ist dahin,
wie bei so vielem, was in den vergangenen Jahren zum Missbrauch
gesagt, geschrieben, aber oftmals nicht getan wurde.

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