Parteichef werden ist nicht schwer. Es zu bleiben
dagegen sehr. Parteivorsitzende müssen hart und brutal sein. Bei der
FDP erst recht. Am Montag hat der junge Vorsitzende Philipp Rösler
seinen ersten großen Härtetest bestanden. Er hat mit Fraktionschef
Rainer Brüderle offen um die Macht gerungen, hoch gepokert und
gewonnen. Er hat gewusst, dass Brüderle zwar eitel ist, aber nicht
gern verantwortlich für diesen schwierigen Laden. Deshalb konnte er
Brüderle sein Parteiamt anbieten, frei nach dem Motto: Ordne dich ein
oder mach es selbst. Brüderle ordnet sich lieber ein. Er ist nun
Spitzenkandidat, was er immer sein wollte. Aber eine Nummer kleiner,
was er sicher nicht wollte. Und die anderen heimlichen Putschisten
haben keinen Ersatzvorsitzenden mehr. Wenn man an Hans-Dietrich
Genscher denkt, der 30 Jahre lang FDP-Spitzenpolitik unter
wechselnden Kanzlern gemacht hat, könnte man ironisch sagen: Rösler
ist auf dem besten Weg, ein großer Liberaler zu werden. Ein Meister
der innerparteilichen Machtkämpfe. Fragt sich nur, wie die Wähler das
alles finden.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de