Lübecker Nachrichten: Thierse: Kein Schlussstrich bei Aufarbeitung der Stasi-Geschichte

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse hat sich
mit Nachdruck gegen Bestrebungen gewandt, die Arbeit der
Stasiunterlagen-Behörde in naher Zukunft einzustellen. „Ein
Schlusstrich wäre eine gefährliche Illusion“, sagte der SPD-Politiker
in einem Interview mit den Lübecker Nachrichten (Donnerstag-Ausgabe).
„Solange Menschen leben, die in der DDR gelitten haben, werden sie
fragen“, sagte Thierse. „Und auch unsere Kinder werden wissen wollen:
Was war das für ein Regime?“

Die Wahl des Bürgerrechtlers und Journalisten Roland Jahn (57) als
kommenden Leiter der Behörde empfindet Thierse als Glücksgriff. Jahn
werde ein guter Leiter sein, weil er „selbst ein Opfer der
Stasi-Willkür war“ und deshalb einen „existentiellen und emotionalen
Zugang zu der Problematik“ habe. Gleichzeitig betonte Thierse, welche
positive Resonanz die Stasiunterlagen-Behörde im Ausland erfahre.
Immer wieder sehe er, dass man Deutschland um diese Einrichtung
beneide: „Ob in Nicaragua, Chile oder Guatemala, Südafrika oder
Vietnam – überall sagt man: Die Deutschen geben uns ein Beispiel, wie
man es machen kann.“

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