LVZ: „Freude“über Osama-Tötung: Theologe Schorlemmer gesteht Merkel „mildernde Umstände“ bei Wortwahl zu

Der Wittenberger Theologe und frühere
DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer hat die Reaktion Angela
Merkels zur Erschießung Osama bin Ladens kritisiert, die Kanzlerin
zugleich aber in Schutz genommen. „Von Freude zu sprechen, ist in
diesem Zusammenhang völlig unangemessen, das Wort Freude sollte man
sich für andere, bessere Anlässe aufheben. Allerdings gestehe ich
Angela Merkel mildernde Umstände zu. Sie musste in ihrer ersten
Reaktion auch ausdrücken, dass sie die tiefe Genugtuung der
Amerikaner mitempfinden kann“, sagt Schorlemmer der „Leipziger
Volkszeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). Besser wäre es jedoch gewesen,
wenn Merkel statt Freude Erleichterung ausgedrückt hätte. „Es wäre
ausreichend gewesen, wenn sie gesagt hätte, sie sei erleichtert, dass
dieser Mörder nichts mehr anrichten kann.“ Der Westen müsse sehr
aufpassen, sich nicht die Gesetze von Terroristen aufzwingen zu
lassen. “ Diese gezielte Tötung muss der absolute Ausnahmefall
bleiben. Wir dürfen uns nicht die Prinzipien von Al-Kaida-Mördern
aufzwingen lassen.“

Schorlemmer lobte in diesem Zusammenhang die Wortwahl des
US-Präsidenten Barack Obama. „Nach dieser hochproblematischen
Entscheidung zur Tötung hat Obama kein Triumphgeheul angestimmt. Er
ist sich der Last bewusst, er weiß genau: ein Schuldiger ist tot, das
Problem ist aber nicht beseitigt.“ Schorlemmer selbst sei nach der
Nachricht über den Tod Osamas „Verwirrt, erschrocken und erleichtert“
gewesen. Freude habe er gleichwohl nicht gespürt.

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