Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Arbeitnehmerfreizügigkeit

Jahrelang hat Deutschland von der EU-Kommission
wegen der Abschottung des Arbeitsmarktes Prügel bezogen. Rückblickend
lässt sich feststellen, dass es wohl gar nicht so falsch war, die
Sperrfrist bis zum Schluss auszureizen. Denn jetzt befindet sich die
deutsche Wirtschaft nach langer Durststrecke endlich im Aufschwung.
Qualifizierte Arbeitnehmer werden von Konstanz bis Kiel gebraucht.
Diese Lücke kann nun von Polen, Tschechen oder Ungarn zumindest
teilweise geschlossen werden. Die Angst vor Massenansturm und
Lohndumping ist überzogen. Die Konjunktur in Europa zieht wieder an.
Staaten wie Polen verzeichnen Wachstumsraten, von denen andere Länder
nur träumen können. Allein deshalb wird der viel beschworene
„Tsunami“ gar nicht erst eintreten. Diejenigen Arbeitnehmer, die
trotzdem kommen, sollte Deutschland mit offenen Armen empfangen. Denn
gerade strukturschwache bzw. alternde Regionen im Osten der Republik
können von der Öffnung der Grenze Richtung Osteuropa profitieren.
Gerade im Pflegebereich, wo es in Deutschland gravierende Defizite
gibt, bedeutet die Zuwanderung eine echte Chance. Gleichzeitig wird
das deutsch-polnische bzw. deutsch-tschechische Grenzgebiet für
osteuropäische Investoren noch attraktiver. Denn einstige
Expansionshürden fallen weg. Damit können Filialen in Deutschland
eröffnet werden, was wiederum sozialversicherungspflichtige
Arbeitsplätze schafft. Gerade die Bundesrepu-blik, die wie kein
anderer Staat von der Ost-Erweiterung profitiert hat, steht nun in
der Pflicht.

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