Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Linke

Beschwörungen

Nicht nur die FDP hat kräftig Federn gelassen in der Wählergunst,
auch die Linke ist kräftig abgesackt. Jeder zweite Wähler ging ihr
seit 2009 von der Fahne. Der Wiedereinzug in den Bundestag 2013
könnte zur Zitterpartie werden, zumal die Piraten ungeniert im linken
Lager auf Beutezug gehen. Der Niedergang der Fundamentalopposition
kommt auch deshalb überraschend, weil die Euro-Krise eigentlich
Wasser auf die Mühlen der Kapitalismuskritiker bedeuten müsste. Doch
Pustekuchen. Die Linke langweilt selbst aufgeschlossene Parteigänger
seit Monaten vor allem mit hausgemachten Personalquerelen. Die beiden
farblosen Spitzenleute, Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, sind höchst
umstritten. Pragmatiker wie Dietmar Bartsch ist bei linken Fundis aus
West und Ost kaum vermittelbar. Die gestrigen Beschwörungen zur
Geschlossenheit dürften wiederum nur begrenzte Wirkung entfalten.
Selbst das heimliche Führungsduo Lafontaine-Gysi scheint zerstritten.
Der Linken droht ein ähnliches Schicksal wie der FDP.

von Reinhard Zweigler, MZ

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