Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Generaldebatte im Bundestag

Dass die deutsche Kanzlerin gerne mit der
„eisernen Lady“, Großbritanniens früherer Regierungschefin Margaret
Thatcher, verglichen wird, wird Angela Merkel nicht gerecht. Die
Neoliberale Thatcher dachte und handelte britisch, nicht europäisch,
sie wollte möglichst jedes Pfund, das London nach Brüssel überwiesen
hatte, zurückbekommen. Bei Angela Merkel liegen die Dinge anders –
und die Probleme, vor der die Regierungschefin in der Euro-Krise
steht, sind es auch. Zu Beginn der Griechenland- und Euro-Krise
lehnte sie Rettungspakete und Umschuldungen, also Schuldenerlass,
kategorisch ab. Inzwischen ist sie längst darauf umgeschwenkt. Und
weil alle bisher aufgespannten Euro-Rettungsschirme von nur
begrenzter Wirksamkeit sind, könnte die Kanzlerin über kurz oder lang
auch ihren Widerstand gegen gemeinsame Euro-Anleihen aufgeben. Die
Haushaltssünder im Euro-Raum brauchen nicht nur drakonische
Sparvorgaben aus Brüssel, sondern auch Luft zum Atmen, Geld zum
Investieren und Wachsen. Merkel scheint flexibel genug, eines Tages
auch diesen Schwenk vollziehen zu können.

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